Die letzten Tage konnten wieder mal nicht unterschiedlicher sein. Wir besuchten Kolumbiens Hauptstadt Bogotá mit seinen 8,5 Mio Einwohner, die einfach nur riesig ist, und anschließend das verschlafene Dörfchen Salento in der Cafezone Kolumbiens, in dem nur am Wochenende was los ist.
Nachdem wir eine gemütliche dreistündige Busfahrt von Villa de Leyva nach Bogotá hinter uns gebracht hatten, gings mit dem Taxi vom Busbahnhof ins Zentrum, La Candelaria. Leider hat es leicht geregnet und so erschien uns alles nur grau in grau. Hier hatten wir unser Hostel, das Swiss Hostal Martinik (etwas renovierungsbedürftig, aber netter Besitzer) gebucht, in der direkten Nachbarschaft zur Universität und nur fünf Minuten zum Plaza Bolivar, wo der Regierungssitz Kolumbiens ist. In diesem Viertel sind viele Hostels, Bars, Restaurants und Cafes, so findet immer etwas für seinen Geschmack. Da wir nur zwei Nächte in Bogotá verbringen wollten, musste der nächste Tag gut geplant werden. Wir entschieden uns dafür das Goldmuseum und die Catedral de Sal zu besuchen.
Am Mittwoch Morgen ging es dann um kurz nach 7 Uhr los, nach 5 Minuten kamen wir zum Transmillenio. Das ist ein riesiges Bussystem, das auf extra abgetrennten Fahrspuren unterwegs ist. Die roten Busse sind extra lang, so dass auch alle Passagiere rein passen, allerdings wurde es sehr schnell voll. Unsere Haltestelle war beim Goldmuseum, das ist bei der Calle 6, wir mussten aber zum Portal de Norte, das ist bei der Calle 176. So dauerte die Busfahrt in der Rushhour dann auch eine gute Stunde, dort angekommen in einen kleinen Minibus umgestiegen und nochmals eine Stunde gefahren. Dann waren wir endlich am Ziel in Zipaquirá. Am Eck noch schnell in ein Cafe und ein zweites Frühstück verzehrt, Cafe und Croisants (in Kolumbien „pan rallado“ = gerolltes Brot).
Der Ort liegt nördlich von Bogotá, dort befindet sich die Catedral de Sal. Die Salzkathedrale ist in der grössten Salzmine der Welt im Berg Zipa auf 2600 m, in der seit 500 Jahren Salz abgebaut wird. So hat bereits das Volk der Muisca vor 500 Jahren hier Salz gewonnen und damit Handel betrieben – bis die Spanier kamen…
Damals wurde das salzhaltige Wasser in Tonkrüge gefüllt und über dem Feuer erhitzt bis das Wasser verdunstet war. Danach war nur noch ein Salzklotz übrig. In den folgenden Jahrhunderten änderten sich die Methoden zur Salzgewinnung immer wieder.
Der für Touristen zugänglichen Teil der Mine, in dem sich die Kathedrale befindet, liegt 180 m unter der Erde. Es handelt sich hierbei sicher nicht um eine Kathedrale, wie man sie normalerweise erwarten würde, nein es ist vielmehr ein bizarres architektonisches Werk. Es ist auch keine offizielle katholische Kirche, aber es kommen jeden Monat ca 50.000 Besucher hierher. Man findet hier viele verschiedene Räume mit Kreuzen aus Salz und Stein. Diese werden in unterschiedlichen Farben angestrahlt und im Hintergrund wird Kirchenmusik vom Band abgespielt. Im Hauptraum findet man ein riesiges Kreuz, das alle paar Minuten seine Farbe ändert. Am Ende der Tour gibt es einige Stände, in dem sich Touris mit Souvenirs eindecken können. Spannend war zum Schluss noch der erste 3D Film Kolumbiens, welcher von der Salzmine und der Kathedrale handelt.
Am Nachmittag fuhren wir wieder nach Bogotá zurück und machten uns auf zum zweiten Highlight des Tages, dem Museo del Oro. Der Eintritt kostet nur 3000 Pesos, was gerade einmal 1,20 Euro sind, dagegen war die Catedrale de Sal mit seinem Eintritt von 20.000 Pesos geradezu der reinste Wucher. Im Goldmuseum befinden sich wunderschöne Schmuckstücke, Masken und Gefäße, die in Kolumbien hergestellt wurden. So erfuhr man hier auch viel über die verschiedenen Techniken, welche eingesetzt wurden um diese herzustellen, wie z.B. die unterschiedlichen Gußtechniken. Das Goldmuseum hat uns sehr gut gefallen und können dies nur weiterempfehlen, allerdings sollte man ein wenig Zeit mitbringen.
Am Abend schlenderten wir noch ein wenig über den Plaza de Bolívar, wo die Kathedrale von Bogotá wie auch das Nationalkapitol stehen. Wir haben noch ein paar Fotos geschossen, kurz die tolle Kirche von El Carmen de Bogotá angeschaut, bevor wir Abends im Cafe Gato Gris (graue Katze) lecker zu Abend gegessen haben.
Bogotá hat uns beiden nicht so gut gefallen, vielleicht lag es am Wetter oder einfach nur daran, dass wir nur so wenig Zeit hatten, aber die Stadt war uns einfach zu gross und zu voll und wenn man wie wir zuvor aus den kleinen Städtchen wie Villa de Leyva oder San Gil kommt, ist es ein krasser Unterschied. Wir hatten auch nie so ein Gefühl von Sicherheit in Bogotá und dann macht das ganze auch kein so grossen Spass. Gerne wären wir noch mit der Seilbahn auf den Monserrate hochgefahren, von wo man einen schönen Blick haben soll, aber dafür fehlte uns die Zeit.
Am nächsten Morgen gings mit einem Taxi wieder zum Busterminal und von da mit dem Bus weiter Richtung Salento. Uns wurde gesagt, dass die Fahrt bis Armenia ca 7 St. dauern würde und dann noch eine weitere Stunde bis Salento. Wir brauchten aber 10 Stunden für eine Strecke von 320 km, allerdings hatten wir dieses Mal einen tollen Bus mit TV und WiFi, das aber leider nicht funktionierte.
Die Fahrt ging von Bogotá, das auf 2600m liegt, erst mal runter in ein Tal auf ca 400m. Die Strecke ist Teil des Bogotá-Buenaventura Korridors, der kürzesten Route zwischen beiden Stätten. In Buenaventura ist der einzige Hafen Kolumbiens am Pazifik, so ist diese Route für den Güterverkehr sehr wichtig. So standen wir viel im Stau, da sich hier sehr viele LKW sich über die Zentralkordillere schleppen müssen. Hierzu muss der La Linea Pass mit 3300m überwunden werden. Der ganze Tross zieht hierzu langsam aber stetig auf der Strasse entlang durch wunderschöne Schluchten. Auf der ganzen Strecke sieht man Teile der neuen Strasse, welche aber noch nicht fertig ist. Es müssen noch etliche Brücken und Tunnel gebaut werden. Da wir leider das Pech hatten das an diesem Tag ein Auto und ein LKW eine Panne hatten,verlängerte sich unsere Busfahrt um knappe zwei Stunden. Aber die Fahrt war auch sehr interessant, so sahen wir viele Bauern die an richtig steilen Hängen ihre Felder beackern, das würde bei uns niemand mehr machen.
Als wir endlich Abends am Marktplatz in Salento ankamen, war es schon dunkel. Generell muss man leider sagen, dass mam sehr viel Zeit verliert wenn man hier in Kolumbien zwischen den verscheidenen Orten herumreist. So ist es doch oft besser ein wenig länger an einem Ort zu bleiben als andauernd weiterzureisen. Und hier in Salento haben wir einen solchen Ort gefunden.
Vom Markt fahren die ganze Zeit Taxis, die einen zu seinem Hostel bringen. Alle Taxis sind hier alte Geändewagen, Willys genannt. Als wir in unserm Hostel, La Seranna 4km ausserhalb von Salento, angekommen sind, erfuhren wir das wir nur Abendessen bekommen, wenn wir uns vorher dazu in einer Liste eingetragen hätten, was wir aber nicht wussten. Also wieder zurück in den Ort und ein Restaurant suchen. Wir wurden auch fündig und Joana hat ne leckere Forelle bekommen und ich ein 500g Steak auf einem heissen Stein. Den nächsten Tag verbrachten wir ganz entspannt auf der Finca und genossen das nichts tun.
Am Samstag gingen wir auf die Sachamama Cafetour, die uns von unseren belgischen Nachbarn empfohlen wurde. Morgens um 9 Uhr nach dem Frühstück starteten wir mit unseren neuen Zimmernachbarn Adrian (AUS) und Jen (Eng). Nach einer rund zweistündigen Wanderung kamen wir an der Finca Sachamama an. Auf dem Weg mussten wir noch über eine Hängebrücke aus Stahl, die über einen kleinen Fluss gespannt und nur noch auf einer Seite befestigt war, aber das klettern machte Spass und gehalten hat die Brücke auch. Sachamama liegt mitten in einem alten Wald in der Cafezone. Kaum angekommen bekamen wir eine Tasse leckeren Cafe angeboten und erholten uns ersteinmal von der Wanderung. Dabei konnten wir Colibris, Spechte und Schmetterlinge beobachten, die ganz nah waren. Später ging die Tour dann in den Wald. Mar, die Chefin, zeigte uns ihre Cafepflanzen die im dichten Wald stehen und erklärte uns einige Dinge über das Ökosystem hier. Im Gegensatz zu den anderen Cafeplantagen versuchen sie hier alles im Einklang zu lassen und keine Monokulturen anzupfanzen. Am Ende der Tour haben wir alle Cafe von den bis zu 40 Jahre alten Cafepfanzen gepflückt und diese dann in einer alten Presse geschält. Das anschliessende Mittagessen war super, besonders die Ananas, welche es zum Dessert gab. Pedro, ihr Mann, zeigte uns auf dem zweiten Teil der Tour wie man aus den Cafebohnen, die zuerst zwei Tage in der Sonne getrocknet werden, der fertige Cafe hergestellt wird. Dazu gingen wir alle in ihr kleines Cafehäuschen das 5 Minuten entfernt stand. Auf dem Weg liefen wir noch durch den Garten und sahen einige interessante Obstbäume, die es alle bei uns nicht gibt. Dort angekommen wurde der getrocknete Cafe erst einmal durch eine Mühle gelassen, die den letzten Rest der Schale entfernte. Anschließend wurden die Bohnen in einer kleinen Trommel, die auf einem Gasherd auf ca 180 Grad erhitzt wird, geröstet. Das dauert ca 15 Minuten. Der braungebrannte Cafe wird anschließend fein gemahlen und dann mit heissem Wasser aufgebrüht. Dabei erklärte er uns viel über den Cafe und wie man ihn auf traditionelle Weise herstellt. Da Pedro dies alles auf spanisch erklärte, konnte Joana ihre Spanischkenntnisse aufbessern und als Dolmetscher agieren. Die Art der Cafeherstellung beschrieb Pedro als einen Prozess, der ohne Hektik und Stress funktionieren sollte, für den man viel Zeit brauche. Er kannte die Geschichten von Michael Ende (der Caferöster hiess z.B. Emma, wie die Lokomotive von Lukas und Jim Knopf) und erzählte uns von Momo und den grauen zeitklauenden Monstern. Zum Abschluss wanderten wir wieder zum Hostel zurück, was etwas länger dauerte als der Hinweg, da es nun alles wieder bergauf ging.
Da wir unseren Aufenthalt hier um eine Nacht verlängerten, mussten wir das Zimmer wechseln. Was jedesmal ein ziemlicher Aufwand ist, immer wieder alles in den Rucksack einpacken und auspacken, aber es geht immer schneller :-)…
Am Sonntag ist unsere Reisegruppe auf 8 Mitglieder angewachsen, Tom uns Saskia aus Holland sowie Lee und seine japanische Freundin und auch wieder Adrian und Jen. Wir machten uns auf in das Valle de Cocora. Einem Tal in dem die berühmten Wachspalmen von Kolumbien stehen, das sind bis zu 60 m hohe Palmen im Hochland. Wir starteten unsere Wanderung hier auf 2400 m und liefen ca 4 km auf einem Trampelpfad an einem Bach entlang. An manchen Stellen mussten wir den Bach auf kleinen Hängebrücken überqueren. Na ja, einmal versuchte ich es auch ohne Brücke und bekam prompt nasse Füsse! Nach einem weiteren steilen Anstieg erreichten wir La Montana auf 2850 m. Einer kleinen Hütte an der wir erst einmal Rast machten. Hier konnten wir auch besonders gut viele verschiedene Colibris beobachten. Auf dem Rückweg führte uns der Wanderweg langsam in das Valle de Cocora zurück, wo man tolle Ausblicke auf die Wachspalmen hatte. Leider werden es immer weniger Palmen und die Kühe fressen hier immer gleich die jungen Palmen ab, so das zu befürchten ist, dass in einigen Jahren hier keine Palmen mehr sein werden (das hatte und Mar auf der Cafetour erzählt, aus diesem Grund forsten sie in ihrem Wald die Palmen wieder auf).
Abends ging es dann zurück nach Salento. Wie am Samstagabend zuvor auch war hier eine Menge los, viele kolumbianische Touristen, kein Vergleich zu den Tagen unter der Woche. Überall Verkaufsstände und Buden. Die meisten Menschen waren auf dem Marktplatz oder in der Calle 6 unterwegs, welche am meisten Bars, Cafes und Geschäfte beherbergt.
Die Caferegion gehörte sicher zu den Highlights unserer Kolumbienreise, die schöne Landschaft, die Ruhe und die nette Menschen machen diesen Flecken Erde zu was Besonderem.
Am Montag hieß es dann wieder früh aufstehen, denn der Bus von Salento nach Pereira geht schon um 7:50 Uhr, der nächste erst wieder um 14:00 Uhr. Von Pereira aus geht’s dann mit einem grossen Bus weiter Richtung Medellin, weitere knappe 5 Stunden. Kurz noch auf das Baño (Toilette) das hier 1000 Pesos kostete, normalerweise sind die öffentlichen Toiletten um die 500 Pesos. Aber dafür ist der Bus wieder wirklich cool, mit TV und WiFi, das zwar nicht immer funktioniert, aber immerhin. Während ich hier den Artikel schreibe, sind wir noch in eine Polizeikontrolle geraten, eigentlich das erste mal, dass wir kontrolliert wurden, obwohl wir in Kolumbien so viele Polizisten gesehen haben. Einige der Passagiere mussten sich einer Leibesvisitation unterziehen lassen, bei manchen wurden auch die Taschen kontrolliert, bei uns blieb es bei der Passkontrolle.
Die letzte Etappe in Kolumbien wird Medellin sein, bevor wir am Mittwoch nach Quito in Ecuador weiterreisen werden.