Am Montag Mittag fuhren wir mit dem Bus von Potosi nach Uyuni. Gegen 4 Uhr kamen wir in der trostlosen, kalten und staubigen Stadt an. Hierher verirrt man sich nur, wenn man den grössten Salzsee der Welt, den Salar de Uyuni, besuchen möchte. Ausser 100ten von Touranbietern, vielen schlechten und teuren Hostels, ein paar Restaurants, Bars und Souvenirläden gibt es hier nichts. Ein Glück hatten wir einen Tipp für den Touranbieter Thiago Tours (früher Avitour) von Flaco in Sucre bekommen, ansonsten hätte ich nicht gewusst wie man einen guten findet, es soll nämlich viele schwarze Schafe geben… Wir buchten also gleich die empfohlene 3 Tage, 2 Nächte Tour und bekamen sogar noch einen Specialpreis: 750 Bolivianos (= 75 Euro) zahlten wir pro Person für die gesamte Tour inkl. Unterkunft und Essen!
Den Nachmittag und Abend verbrachten wir vor dem Ofen im Lama – Extreme Fun Pub, einer witzigen Bar mit Säften, Pizza und Wlan. Unser Hostal Vijeli hatte leider keins und der Sucre-Potosi-Artikel musste endlich online…
Um 10:30 am nächsten Morgen trafen wir uns am Tourbüro, bis alles Gepäck auf dem Dach verstaut war und es losging war es bestimmt 11 Uhr. In unserem Jeep waren ausser uns noch 4 Brasilianerinnen und Thomas, unser Fahrer und Guide. Die Kommunikation war lustig – ein Gemisch aus portugiesisch, spanisch und etwas englisch.
Zuerst ging es zum Zugfriedhof. Ein paar Kilometer ausserhalb von Uyuni waren vor vielen Jahren 2 Züge zusammen gestossen und so liegen geblieben; heute kann man auf ihnen herum klettern und sie geben ein gutes Fotomotiv ab.
Dann fuhren wir endlich in die Salzwüste: flach und weiss soweit das Auge reicht, dazu strahlend blauer Himmel mit ein paar kleinen Wölkchen. Irre… Der Salar liegt auf 3600 m und hat eine Fläche von über 10000 km², an manchen Stellen ist das Salz mehrere Meter tief. Hier liegt Boliviens grosser Schatz: schätzungsweise 50 % des weltweiten Lithiumvorkommens der Erde, das hier bisher aber nur versuchsweise abgebaut wird. Die Frage ist wie lange noch…
Den ersten Stopp legten wir nahe Colchani ein, dort wird das Salz abgebaut (erst zu Haufen geformt und dann auf Laster geladen – alles in Handarbeit). Weiter gings zu einem alten Hotel ganz aus Salzblöcken gebaut, davor haben sämtliche Nationalitäten eine Fahne ihres Landes hinterlassen. Hier machten wir auch Mittagspause und assen Quinoa mit Gemüse, Ei und Käse. Für Domi, den einzigen Nicht-Vegetarier unseres Autos, gabs noch ein Stück Lama dazu.
Am Nachmittag erreichten wir fast in der Mitte des Salars die Insel Incahuasi. Sie ist mit riesigen Kakteen übersät, die bis zu 12 m hoch und 1200 Jahre alt sind. Von oben hat man einen coolen Blick: weiss, weiss, weiss, Fahrspuren durch den Salar und am Rand sieht man ein paar Berge aufragen. Leider hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit und mussten uns beeilen wieder zum Auto zu kommen.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft am Rand des Salars legten wir noch einige Fotostopps ein und probierten einge witzige Fotos hinzukriegen – durch den gleichmässig weissen Hintergrund kann man lustige optische Täuschungen erreichen – aber es ist gar nicht so einfach sich richtig zu positionieren! Als wir den Salar verliessen, fuhren wir an staubigen, kargen Feldern vorbei – in dieser Höhe und fast ohne Wasser wird Quinoa angebaut! Kaum ging die Sonne unter, wurde es frostig und wir waren froh über den heissen Tee und die warme Dusche, die es unserem Hostel gab, das grossteils aus Salzblöcken gebaut war. Für diese Nacht hatten wir sogar ein ganz nettes Doppelzimmer für uns.
Am nächten Morgen ging es nach einem kleinen Frühstück um 7 los. Langsam fuhren wir immer höher in eine Landschaft, die uns die nächten Tage begleitete, und die man schwer beschreiben kann. Auch die Bilder kommen nur annähernd an das, wie es wirklich ist. Stein- und Sandwüsten. Braun, grau, rot, gelb, weiss. So ähnlich stellt man sich den Mond oder vielleicht auch den Mars vor… Bis auf die Bahnschienen, die plötzlich auftauchten und wieder verschwinden. Tiefblauer Himmel. Im Hintergrund ein Vulkan neben dem nächsten, sie bilden die Grenze zu Chile, z.B. der leicht rauchende Vulkan Ollagüe (5870m). Eisfelder aus senkrecht stehenden, gezackten Eisblöcken. Manchmal wachsen sogar ein paar gelbe Grasbüschel und kleine Büsche und wir sehen Vicuñas, die wilden Verwandten der Lamas. Wie die hier wohl überleben? Ansonsten gibt es kein Lebewesen, kein Insekt, keinen Vogel. Ausser die Touris, die hier durchkommen ;-).
Am Mittag erreichten wir die erste Lagune auf 4100 m und da standen sie – ca hundert rosarote Flamingos vor einer traumhaften Kulisse. Wir machten eine längere Pause, konnten uns in Ruhe umschauen, mal wieder das baño natural benutzen (Infrastruktur wie Toiletten sucht man hier oben vergeblich), und futterten unser Lunch, im eisigen Wind war es leider schnell kalt. Später kamen wir noch am Piedra de Arbol, ein Felsen, der wie ein Baum aussieht, und an weiteren Lagunen vorbei, jede sah etwas anders aus. Besonders schön war die von Algen rot gefärbte Laguna Colorada. Kurz nach dieser erreichten wir unser einfaches und ziemlich heruntergekommenes Refugio für die Nacht – auf 4200 Metern! Mit der untergehenden Sonne wurde es eiskalt und schon beim Abendessen sass ich da mit langer Skiunterwäsche, einem dünnen und einem dicken langen Fleece und warmer Jacke, Handschuhen und Mütze. Trotzdem noch kalt :-(. Irgendwie konnten wir aber doch schlafen in unserem 6er-Dorm, ich sogar besser als in der Nacht davor, vielleicht lag es an dem Gläschen Wein, das es zum Essen gab.
Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr bei -15 Grad los, kurz nach Sonnenaufgang passierten wir im Schritttempo, da das Auto nicht schneller wollte, die 5000 Meter. So hoch waren wir noch nie und ich weiss auch nicht, ob wir nochmal so hoch kommen werden!
Bei den Geysiren Sol de Mañana auf 4800 m stiegen wir wegen der Kälte nur ganz kurz aus und machten ein paar Fotos von der dampfenden und blubbernden Erde – da entdeckten wir einen Typen mit Zelt und Fahrrad zwischen ein paar Felsen – Andi, da mussten wir an dich denken!!! Du bist verrückt, wenn du da auch lang fahren willst…
Langsam fuhren wir wieder etwas hinunter bis zu einer Lagune mit heissen Quellen, hier hätten wir baden können, wenn wir uns aus unseren Schichten herausschälen hätten wollen. Wir machten lieber ein paar Bilder und bewunderten die Flamingos im dampfenden Wasser.
Durch die Salvador Dali Wüste (ob der Künstler hier tatsächlich eine Woche campte um zu malen, wie Thomas behauptete?!?) ging es zur Laguna Verde mit dem kegelförmigen Vulkan Licancabur (5900 m) im Hintergrund. Noch ein paar mehr Fotos. Hier waren wir schon ganz nah an der Grenze zu Chile und 20 min später erreichten wir den Grenzposten. In einer kleinen Hütte wurden 15 Bolivianos kassiert und wir bekamen den Ausreisestempel. Von den brasilianischen Mädels kam nur Sarah mit nach Chile, ihre Freundinnen fuhren mit Thomas zurück nach Uyuni. Er kümmerte sich noch darum, dass wir im richtigen Van landeten und wir verabschiedeten uns. Nach 10 weiteren Minuten auf einer Schotterpiste erreichten wir die chilenische Strasse nach San Pedro de Atacama – die erste asphaltierte seit Uyuni! Nun ging es 45 Minuten fast nur geradeaus den Berg hinunter, bis wir das kleine Städtchen San Pedro de Atacama auf 2500 m erreichten und unseren Einreisestempel bekamen, sowie das Gepäck röntgen lassen mussten. Wir waren in Chile!
Unsere Salar de Uyuni und Lagunen -Tour war genial. Die unglaublich beeindruckende Landschaft macht die Kälte (allerdings hatten wir es uns noch kälter vorgestellt, als es grossteils war, es war aber auch nicht so windig), das Durchgeschüttel auf schlechten bis nicht vorhandenen Pisten, das mittelmässige Essen und die nicht besonderen tollen Unterkünfte (vor allem die der 2. Nacht) allemal wieder wett. Ausserdem hatten wir mit unserem Guide echt Glück, er kümmerte sich gut um uns, hielt immer, wenn wir Fotos machen wollten, und vor allem fuhr Thomas gut und vorsichtig. Da haben andere Gruppen wohl sehr viel schlechtere Erfahrungen gemacht.
Aber es sind schon ganz schön viele Jeeps und Touris unterwegs und es scheint bisher noch nicht reguliert zu sein, z.B. wo man fahren und hinlaufen darf. Das ist zwar einerseits ganz schön für uns gewesen, aber ich glaube Bolivien muss hier bald was unternehmen, sonst bleibt die Landschaft nicht so erhalten, wie wir sie erleben durften. Schon etwas anders sieht das beim Nachbarn Chile aus, von unseren Trips dort wird es bald den nächsten Artikel geben…