Kein Meer mehr (Santa Marta – San Gil – Barichara – Villa de Leyva)

Bevor wir am Mittwochabend nach San Gil los fuhren, hatten wir noch den ganzen Tag in Santa Marta Zeit um ein bisschen durch die Stadt zu laufen. Praktischer weise ist hier fast überall Check out erst mittags um 12 oder 1 Uhr und außerdem kann man sein Gepäck immer kostenlos im Hostel deponieren bis man abfährt. Die Stadt Santa Marta an sich ist nicht wirklich spannend, aber es gibt noch eine kleine Anekdote zum Thema Briefmarken zu erzählen…

Bereits in Cartagena hatten wir ein paar Postkarten gekauft, dort aber nichts gefunden, wo man Briefmarken kaufen kann. Wie wir dann im Internet lasen, ist schon Postkarten zu finden eine Glücksache, von Briefmarken ganz zu Schweigen. Eine offizielle Post – sowas gibt es in Kolumbien nicht! Naja wir wollten es in Santa Marta nochmals versuchen und bekamen an der Rezeption den Hinweis in der Calle 22 gäbe es einen Laden 4-72, dort würden wir welche bekommen. Wir haben geschlagene 2 Stunden gebraucht um diesen blöden Laden zu finden! Da in Kolumbien die Strassen keine Namen sondern nur Nummern haben, und die Hausnummern immer mit 2 Zahlen angegeben sind (die erste für die nächste kreuzende Strasse, die zweite für die tatsächliche Nummer) gingen wir davon aus, dass sich der Laden in der Calle 22 in der Nähe der Kreuzung 4 Strasse Nummer 72 sein muss. Dort gab es nur keinen entsprechenden Laden und auch kein Haus mit dieser Nummer. Wir fragten in rund 10 mal in verschiedenen Läden des Viertels nach und wurden jedes mal woanders hingeschickt. Die meisten wussten vermutlich nicht mal was wir eigentlich wollten, wie gesagt eine Post oder Briefmarken sind hier nichts alltägliches. Aber statt zu sagen „ich weiss nicht“, wird man lieber irgendwo hingeschickt.. Oft fing der gesamte Laden an wild zu diskutieren um uns zu helfen, ohne Erfolg. Als wir gerade aufgeben wollten, fanden wir doch noch einen sehr netten Menschen (bei der Fluggesellschaft Avianca, mit denen man immerhin Päckchen verschicken kann) der uns endlich erklärte, dass der Laden nur 4-72 heisst, und auf der Calle 22 zwischen der 2 und 3 Strasse ist, gleich ums Eck. Oh mann! Jetzt brauchten wir nur noch 25 Minuten um 8 Briefmarken zu kaufen, da vor uns jemand war, der ein 30kg Päckchen verschicken wollte und dafür seine Fingerabdrücke auf 5 verschiedene Dokumente setzten musste… Tja aus Kolumbien wird es daher wohl keine weiteren Karten mehr geben; diejenigen, die eine bekommen (wenn sie denn jemals ankommen), können sich glücklich schätzen!

So jetzt aber zu unserer ersten Nachtbusfahrt. Abends um 10 (statt um halb 10) fuhr unser Bus endlich aus Santa Marta los. Wir hatten sogar ganz gute Plätze ganz vorne mit etwas mehr Beinfreiheit. Die Lehne konnte man auch relativ weit nach hinten stellen, so dass man sogar halbwegs gut schlafen konnte. Und wir konnten nach vorn auf die Strasse schauen – und haben so die halsbrecherischen Überhol-Manöver nur zu gut gesehen… Lustigerweise kommen hier während der Fahrt oft Verkäufer mit kleinen Bauchläden in den Buss und verkaufen Eis, Getränke, was zu essen usw. Sie fahren ein paar Minuten mit, müssen ein bisschen was an den Busfahrer abdrücken (meist in Form von Naturalien), steigen, nachdem sie 3mal durchgelaufen sind, wieder aus und fahren dann mit dem nächsten Bus zurück. Mitten in der Nacht hielten wir mal an einem „Rastplatz“ an: Fahrerwechsel und die meisten unserer kolumbianischen Mitreisenden futterten erstmal ein paar Empanadas. Am nächsten Morgen machte unser Bus irgendwann komische Geräusche und blieb dann plötzlich stehen. Nach einigen Minuten sprang er wieder an, aber das Spiel wiederholte sich ein paar Mal. Zwischen drin wurde irgendwas mal notdürftig bei einer Art Werkstatt geflickt, aber kurze Zeit später ging dann gar nichts mehr. Jetzt hiess es aussteigen und warten bis andere Busse vorbeikamen, die noch Platz hatten um jemanden mitzunehmen. Eine knappe Stunde später hielt endlich ein kleiner Minibus, in den wir gerade noch so reinpassten. Nach ca 15 Stunden kamen wir mittags fix und fertig in San Gil in Sam’s Hostel an, es liegt direkt an der schönen Plaza. Den Rest des Tages ging nicht mehr viel… wir quatschten mit anderen Gästen, schauten uns noch ein wenig im Ort um und gingen etwas essen. San Gil ist die „Adventure-Hauptstadt“ von Kolumbien, es liegt in den Bergen und man kann hier raften, paragliden, reiten, Bungeejumpen und vieles mehr… Domi wollte eigentlich auch ganz gerne eine Raftingtour machen, aber in der kurzen Zeit, die wir nur hatten (3 Nächte, dh 2 volle Tage), schafft man nicht so viel. Leider rennt uns langsam die Zeit davon und wir können gar nicht alles anschauen, was wir gerne sehen würden, da ja am 17.7. unser Flug von Medellin nach Quito geht… Kolumbien ist schon ein recht grosses Land mit so vielen verschiedenen Regionen, die bestimmt alle einen Besuch wert wären. Naja wir müssen wohl irgendwann nochmal wieder kommen!

Am nächsten Tag fuhren wir nach Barichara, ein kleines hübsches Örtchen ca 45 Minuten mit dem Colectivo entfernt. Es gibt eine nette Plaza, 3 hübsche Kirchen und einen kleinen Skulpturengarten. Die Häuser in den steilen Kopfstein-gepflasterten Strassen sind weiss, bis auf den unteren Teil, der in verschiedenen Grün-, Türkis- und Blautönen passend zu Türen, Fensterläden und Balkonen gestrichen ist. Nachdem wir in der Mittagshitze durch die Strässchen gelaufen und 100e Fotos gemacht haben, gönnten wir uns einen leckeren Jugo und einen Ostsalat. Zurück in San Gil landeten wir am Abend in einem Minirestaurant, wo es leckere vegetarische Hamburger mit Yucca-Pommesfrites gab :-). Kaum waren wir fertig mit Essen gab es einen Wolkenbruch und wir mussten noch etwas ausharren bevor wir zurück ins Hostel konnten.

Am Sonntag wollten wir uns Wasserfälle in der Nähe anschauen. Kaum sassen wir 5 Minuten im Colectivo steckten wir im Stau, nix ging mehr weiter. Nach 20 Minuten schwitzen in der Hitze – ich eingeklemmt auf einem Notsitz, da der Bus mal wieder überfüllt war – bekamen wir mit, dass die Strasse wegen einem Radrennen gesperrt war und der Bus vermutlich die nächsten 2 Stunden nicht fahren könnte. Also gab es eine kleine Planänderung, wir sprangen in das nächste Taxi und fuhren zu den Pozo Azul (Blaue Pools, die aber nicht wirklich blau waren) auf der anderen Seite von San Gil. Dort waren wir leider alleine, da dies am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel von Kolumbianern ist, die mit Kind und Kegel anreisen und grillen. Aber etwas weiter oben am Fluss fanden wir doch noch ein ganz nettes Plätzchen wo wir uns ein bisschen erfrischen konnten. Später liefen wir an der Strasse entlang und schauten uns noch den Park „Gallineral“ am Fluss an. Dort stehen viele alte Bäume, die mit einer Art Moos bewachsen sind, das in langen Fäden von den Ästen hängt, sieht wirklich cool aus. Ausserdem gibt es viele Helekonien. Da wir noch Zeit hatten fuhren wir anschliessend noch mit dem Colectivo zu den Wasserfällen, inzwischen war die Strasse wieder frei. Auch hier waren wieder viele Kolumbianer unterwegs, einige Familien bugsierten sogar Grosseltern, die am Stock gingen, den recht steilen Wanderweg zum Wasserfall hoch. Leider schien die Sonne nicht mehr ins Tal rein, da es inzwischen schon späterer Nachmittag war, aber es war trotzdem ganz nett.

Am Montag hiess es dann wieder Rucksack packen. Ich bin immer noch nicht so gut in Übung, dass es wirklich schnell geht, aber das wird noch… Um 10 fuhren wir mit einem Taxi zum Busbahnhof und kauften Tickets für den nächsten Bus nach Villa de Leyva. Statt eines grossen Reisebusses, kam mal wieder ein kleiner Minibus, der ziemlich vollgestopft wurde und mal wieder eine halbe Stunde zu spät losfuhr… Irgendwie überstanden wir die 4 Stunden. In Tunja, einer ziemlich hässlichen Grosstadt auf 3000 m, mussten wir umsteigen, für den Busfahrer lohnte es sich wohl nicht nur wegen uns beiden weiterzufahren, unsere Rucksäcke landeten erst mal auf dem Dach und wurden notdürftig mit einer Plane abgedeckt, denn es sah schon etwas nach Regen aus. Gegen 4 waren wir dann endlich in Villa de Leyva. Obwohl San Gil und Villa de Leyva nicht mal 200 km auseinander liegen, braucht man doch fast einen ganzen Tag um von A nach B zu kommen.

Wir hatten viel Gutes über das Hostel Renacer gehört, und da es das einzige freie Zimmer war, uns mal wieder ein schönes Zimmer mit eigenem Bad gegönnt. Es gab sogar richtig heisses Wasser (die erste warme Dusche seit über 4 Wochen!) und gescheites Klopapier! Kaum kamen wir zur Tür rein, sahen wir Adrian und Caro, die wir in Cartagena bei Sandra im Hostel kennengelernt hatten und die mit dem Auto vor 3 Jahren in Canada gestartet waren. Es ist echt lustig, dass man immer wieder die selben Leute trifft (in San Gil hatten wir auch schon eine Australierin aus Cartagena wiedergetroffen)! Abends sassen wir dann mit ihnen zusammen, bekamen was zu essen ab und quatschten bei einem Bierchen. Sie hatten mal wieder viele spannende Geschichten zu erzählen!

Wir konnten leider nur 2 Nächte bleiben (wie gesagt die Zeit rennt) es gäbe noch so viel mehr zu entdecken. Unseren Tag in Villa de Leyva nutzten wir morgens für einen schönen Hike ein Stück den Berg hinterm Hostel hoch, von wo man dank des guten Wetters eine schöne Sicht über den Ort und die Berge hatte. Die Landschaft hatte sich schon in San Gil total verändert, aber hier war es noch viel trockener und karger. Da der Ort ca. 2200 m hoch liegt, wurde es abends auch richtig kalt und wir mussten unsere Vliespullies und lange Hosen raus holen. Am Mittag liefen wir dann in den Ort, schauten uns um und machten mal wieder viel zu viele Fotos. Wir können gar nicht sagen, welcher Ort uns besser gefällt: Barichara oder Villa de Leyva, beide sind total schön und schon früh als nationales Denkmal geschützt worden, so dass die koloniale Architektur erhalten blieb. Allerdings sind diese Orte natürlich deswegen auch touristisch und entsprechend sind zb die Preise in Restaurants. Es ist zwar super schön an der grössten Plaza Kolumbiens in Villa de Leyva zu sitzen, aber 30.000 Cop (12 Euro) für eine Pizza ist dann einfach zu viel! Wir landeten in einem etwas dunklen, nicht besonders gemütlichen, aber mit Kolumbianern gut gefüllten Restaurant, wo wir beide zusammen für 8.000 Cop (3,20 Euro) gut assen. Es gab Reis (leider gibt es hier nicht mehr den leckeren Kokosreis, den es an der Küste überall gab) mit Pellkartoffel, ein bisschen Salat, Kürbisgemüse und Hühnchen für Domi, ich bekam statt des Hühnchens Bohnen und noch ein anderes undefinierbares aber leckeres Gemüse. Anschliessend nahmen wir aber noch in der Casadulce 2 Stückchen super leckeren Kuchen mit: Orange-Mohn und Limonentarte. Der hat unser Budget dann wieder etwas nach oben getrieben, aber die 9.000 Cop waren gut investiert ;-).

Nach ein bisschen relaxen in der Sonne und Bilder sortieren, sind wir gegen Abend mit Caro nochmal in den Ort gelaufen um im Abendlicht noch ein paar Bilder zu machen. So schöne Wolken und eine besondere Abendstimmung auf der riesigen Plaza Major. Ausserdem gabs noch ein paar leckere Empanadas, sogar mit vegetarischer Füllung!

Heute morgen war es ziemlich bewölkt – ein guter Reisetag. Kaum sassen wir im Bus nach Bogota fing es auch schon an zu regnen, so dass man auf der 3 stündigen Busfahrt nicht viel von der Landschaft sah. Als wir ausstiegen merkten wir auch gleich dass wir hier sehr hoch sind, Bogota liegt auf über 2600 m und es ist saukalt (ca 12-15 Grad)! Vom Terminal zum Hostel teilten wir uns das Taxi mit einem Australier und einer Holländerin, die auch in die gleiche Ecke mussten. Interessant was so alles in ein kleines Miniauto passt. 5 Personen plus 4 grosse und 4 kleine Rucksäcke!

Unser Hostel hier ist ganz witzig, wenn auch etwas herunter gekommen. Viel Zeit werden wir hier eh nicht verbringen, morgen wollen wir die Salzkirche nördlich von Bogota und das Goldmuseum besichtigen, hoffentlich schaffen wir beides…

PS: Unter dem Menüpunkt Route findet ihr übrigens Karten (google maps) mit allen Orten, die wir bereist haben!