Im Zentrum des Inkareiches (Cusco – Aguas Calientes – Machu Picchu – Ollantaytambo – Cusco)

Mittags am Freitag, 25.10., kamen wir in Cusco (3300 m) an. Zuerst klapperten wir einige Hostels ab und landeten schliesslich im netten Hostal Teatro Inka, nicht weit von der Plaza de Armas. Die nette Senora gab uns ein paar Tipps und riet uns am besten gleich Tickets für Machu Picchu (50 US$!) und den Zug (70 US $!) zu organisieren. Nachdem wir alles hatten, schlenderten wir noch ein bisschen durch die Stadt um uns einen ersten Überblick zu verschaffen, relaxten und gingen in einer Bar was trinken und eine Kleinigkeit essen. Plötzlich fing es an wie aus Eimern zu schütten – der erste Regen für uns seit bestimmt 4 Wochen! Hier geht jetzt so langsam die Regenzeit los…

Das Wochenende verbrachten wir recht gemütlich mit ein bisschen Sightseeing, gut essen, lesen, Bilder sortieren… Am Samstag machten wir mal wieder eine Free Walking Tour mit. Im Gegensatz zu Arequipa war hier alles voll durchorganisiert, mit 2 Guides, die sogar mit Micro ausgestattet waren, und ca 40 Touris zogen wir los. Wir kamen an einigen netten Ecken vorbei, die wir sonst vielleicht übersehen hätten, bekamen wieder viele Tipps und ein paar Kostproben in dem einen oder anderen Restaurant, aber die Truppe war einfach zu gross…

Die Inkas nannten ihre Hauptstadt „Nabel der Welt – Qosqo“. Vor ihnen lebten hier und im gesamten Inkagebiet (von Ecuador bis Nord- Argentinien und -Chile) schon andere Kulturen, von denen aber nicht mehr viel zu sehen ist, und von denen man auch nicht so viel weiss. Sie sind grossteils in der Kultur der Inkas aufgegangen und die Inkas übernahmen viele der Techniken und verfeinerten sie (Steinmetzkunst, Webkunst, Keramik, Bewässerungssysteme, Ackerbau…). Als die Spanier 1533 kamen, zerstörten sie zwar viele der Inkabauten und -tempel, verwendeten aber auch viele der Inkagrundmauern weiter. Die Bauweise der Inkas war perfekt auf die häufigen Erdbeben abgestimmt, viele Mauern stehen noch heute, während Gebäude der Spanier bei mehreren heftigen Erdbeben einstürzten und immer wieder neu aufgebaut werden mussten. An vielen Stellen der Stadt kann man deshalb die kunstfertigen Mauern der Inkas noch sehen, die nur aus unterschiedlich grossen, genau aufeinander passenden Steinen bestehen, und die meist im Winkel von 15° zueinander stehen um sich gegenseitig zu stützen.

Am Montag morgen ging unser 2 Tages-Trip ins Heilige Tal und nach Machu Picchu (MP) los. Viele Wege führen dorthin, wir hatten uns für eine der günstigsten Varianten entschieden: um halb 8 wurden wir an der Plaza eingesammelt – wir hatten nur den Transport über Santa Teresa zum Hidroelectrica (Wasserkraftwerk unterhalb von MP) gebucht. Von Cusco ging es ein Stück durch das immer grüner werdende Heilige Tal, an dessen Ende sich MP befindet. Da es keine Strasse durch das gesamte Tal gibt (nur Zugschienen am Fluss Urubamba entlang) mussten wir mit dem Auto einen Umweg fahren: erst über einen 4300 m hohen Pass dann hinunter in den Regenwald. Nach einem kleinem Lunchstopp in Santa Teresa kamen wir erst um halb 5 am Wasserkraftwerk an. Von dort ging es zu Fuss zweieinhalb Stunden an den Bahnschienen und am Fluss Urubamba entlang nach Aguas Calientes (2000 m). Da wir erst so spät gestartet sind mussten wir Gas geben, trotzdem liefen wir die letzte Stunde im Dunklen. Ein Glück waren wir nicht allein, der Rest unseres Vans war eine Gruppe mit Guide, denen wir uns einfach anschlossen, da wir eh den gleichen Weg gingen. Das Wetter war leider nicht besonders, es nieselte… Trotzdem war die Wanderung schön, mit etwas mehr Zeit wäre sie allerdings noch besser gewesen. Kurz bevor es dunkel wurde konnten wir von unten auch schon einen Blick hoch zu MP werfen. Wir sahen den Huayna Picchu, Machu Picchu Mountain und die äussersten Ruinen. Dort oben würden wir morgen rumklettern! Fix und Fertig kamen wir um 7 in Aguas Calientes an und freuten uns über die heisse Dusche im Ecopackers Hostel. Der Ort Aguas Calientes (oder MP Pueblo) besteht nur aus Hostels, Restaurants und Souvenirshops und ist total überteuert – hier verbringt man nicht länger als nötig. Wir gönnten uns noch ein schönes Abendessen inklusive peruanischer Tanzshow, kauften die sauteuren Bustickets (18,50 US$! – meiner Meinung nach könnte das im teuren Eintrittsticket schon drin sein ) für den nächsten Morgen hoch zum MP, quatschten kurz mit unseren Zimmermitbewohnern aus Alaska und bekamen ein paar Tipps für Ollantaytambo. Dann war Schlafen angesagt, der Wecker war auf kurz vor 5 Uhr gestellt!

Um 5:30 fuhren wir mit dem Bus eine halbe Stunde eine steile Serpentinenstrasse hoch. Ich möchte nicht wissen was in der Hauptsaison hier los ist, jetzt mussten wir schon Schlange stehen, einmal um in einen der Busse zu kommen, dann nochmals oben am Eingang. Aber um kurz nach 6 hatten wir es geschafft – wir stiefelten auf 2500 m die ersten krummen Stufen des Tages zum Wächterhaus hoch um den ersten Blick über MP zu geniessen! Die Sonne kam gerade über die Berge drüber und warf zwischen lockeren Wolken hindurch ihre Strahlen auf die Ruinen und den Hügel im Hintergrund – Huayna Picchu (2800 m). Leider hatten wir keine der begehrten Karten mehr bekommen um ihn zu besteigen. Jeden Tag dürfen nur 400 Personen hoch, die Tickets sind oft Wochen vorher weg – und das obwohl grad Nebensaison ist. Aber wir hatten Karten für den weniger bekannten und um einiges höheren Machu Picchu Montaña (3082 m) bekommen und so machten wir uns um 7:25 Uhr (wir mussten uns in ein Buch eintragen; vor uns waren schon ca 20 Leute unterwegs) auf den beschwerlichen Weg hoch zum Gipfel. Fast 600 Höhenmeter – fast nur Stufen! Aber bei jeder Verschnaufpause war die Aussicht unglaublicher und als wir fast ganz oben waren, kamen zwischen den Wolken und hinter den Regenwaldhängen, die MP einkreisen, einige schneebedeckte Berge zum Vorschein. MP selbst wurde immer kleiner, und auch Huayna Picchu sah aus wie ein Zwerg, ganz weit unten sah man den Fluss. Wir waren froh, dass wir schon so früh hochgeklettert waren, es wurde immer wärmer in der Sonne. Nach einer ausgiebigen Rast und Millionen von Fotos machten wir uns auf den Weg hinunter. Das war fast noch schlimmer als hoch, meine Knie und Oberschenkel zitterten ganz schön, hielten aber ein Glück stand :-). Unten bei den Ruinen war inzwischen der Bär los, ab 10 kommen die ganzen Busgruppen an und man musste sich schon richtig anstrengen ein Foto zu machen ohne andere Leute drauf zu haben. Zuerst brauchten wir aber wieder eine Pause und picknickten, da kamen auch gleich schon die Lamas an und klauten uns die Bananenschale!

Dann besichtigten wir die Ruinen. Los gings beim Sonnentor (an dem auch der berühmte Inkatrail ankommt), über den Heiligen Platz, vorbei an mehreren Tempeln (Tempel of the 3 Windows, Main Tempel), der Sonnenuhr, dem Hauptplatz, dem Sacred Stone, der Industrial Zone, dem Condor Tempel, den Quellen, dem Sonnentempel, dem Royal Mausoleum…). Über 200 Häuser standen einst in der Stadt, die zeitweise wohl von ca. 1000 Menschen bewohnt war. Sie war ein wichtiges religiöses, militärisches und administratives Zentrum der Inkas und wurde um 1450 gebaut.

Wer ein bisschen mehr über Machu Picchu wissen möchte, kann ja hier mal drauf schauen: http://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu.

Leider hatten wir dann plötzlich gar nicht mehr so viel Zeit – um 15 Uhr ging schon unser Zug von Aguas Calientes nach Ollantaytambo. Da er stolze 71 US$ gekostet hatte, wollten wir ihn auf keinen Fall verpassen. Noch schnell eine Kleinigkeit in Aguas Calientes gegessen (schlecht und viel zu teuer) und dann sassen wir schon im Zug und konnten durch das Panoramadach die Berge betrachten. In Ollanta angekommen suchten wir zuerst das Hostel, das uns empfohlen wurde, und trafen auch die Jungs aus Alaska wieder. Mit ihnen gingen wir auf die Plaza, wo gerade ein grosses Fest stattfand. Später assen wir in einem netten Cafe-Restaurant direkt an der Plaza sehr gut und zum ersten mal in Peru auch wirklich günstig.

Am Mittwoch kletterten wir auf der rechten Seite des Ortes den Berg hoch um uns die Ruinen dort anzuschauen, vor hier hatte man einen schönen Blick über den Ort, das Heilige Tal und die Hauptruinen auf der anderen Seite (wegen des zu teuren Eintritts schenkten wir uns diese). Nochmal im gleichen Restaurant Mittagessen, dort trafen wir die Jungs aus Alaska und ein paar andere wieder, mit denen wir uns dann gemeinsam einen Van nach Cusco suchten. Nachdem wir wieder in unserem Hostal eingecheckt und Wäsche abgegeben hatten, trafen wir uns nochmal mit den Alaska-Amis (wie nennt man die denn eigentlich?!?). Im Nortons Pub gabs ein Bier, dann gings zu einem Thai was essen, dort fand auch noch ein Couchsurfing-Treffen statt.

An unseren letzten Tag in Cusco haben wir uns für die City Tour entschieden: in und um Cusco gibt es so viele Kirchen, Inkaruinen und Stätten, von denen man zumindest einen Teil gesehen haben muss. Um 13 Uhr ging es los. Zuerst war die Kathedrale dran, was eigentlich 3 Kirchen in einer sind, und die über und aus den Steinen des Inkapalastes erbaut wurden. Es gab viele Bilder, und Arbeiten aus Gold und Silber zu sehen, sowie den schwarzen Jesus, Lord of the Earthquakes und Beschützer von Cusco. Weiter gings zum zum Convento Santo Domingo, das über den Mauern des wichtigsten Tempels Qorikancka (Temple of the Sun) erbaut wurde. Andere Räume waren den Gottheiten Pachamama (Muttererde), Mond, Sternen, Blitz, Wasser und dem Regenbogen gewidmet. Früher einmal müssen sie reich verziert gewesen sein mit feinen Keramiken und Gold- und Silberstatuen. Ausserdem befanden sich hier die Mumien der obersten Inkas.

Dann fuhren wir mit dem Bus zu weiteren Stätten oberhalb von Cusco:

Q’enqo: ein zeremonielles Zentrum in eine natürliche Felsformation gehauen, vermutlich Pachamama gewidmet
Saqsaywaman: eine Art gigantische Festung bestehend aus drei Zickzack-Terassen aus riesigen Felsbloecken, früher müssen die Mauern noch um einiges höher gewesen sein, die Spanier haben die Anlage als Steinbruch benutzt, und die meisten kleinen und viele mittelgrosse Steine z.B für Kirchen verbaut.
Tambomachay: dieser Platz war dem Kult des Wassers gewidmet, das aus der Erde sprudelnde klare Wasser wurde ausserdem in Kanäle geleitet und für die Agrarwirtschaft der Region genutzt.

Nach der Tour gingen wir noch eine sehr leckere Pizza essen und schlenderten über die volle Plaza, es war Hallwoeen. Um 10 fuhr dann unser Nachtbus über Puno nach Copacabana auf der bolivianischen Seite des Titicacasees.

Nach unserem kurzen Abstecher (12 Tage) nach Peru geht es jetzt nochmal nach Bolivien zurück. Wir freuen uns schon darauf! Peru war schon auch sehr interessant und Machu Picchu sicher ein Highlight auf unserer Reise, aber insgesamt fanden wir es hier nicht so angenehm, wie z.B. in Kolumbien oder Bolivien. Peru ist viel touristischer organisiert, was sich nicht nur in deutlich höheren Preisen und mehr Touris (sehr viele Franzosen) zeigt, sondern auch darin, dass die Menschen einen hauptsächlich als „Goldesel“ sehen und die Relationen zwischen dem was man zahlt und dem was man kriegt oft nicht passen. Ausserdem haben wir des öfteren genau nachrechnen müssen, es wurde sich oft“verrechnet“. Wir hatten leider nicht genügend Zeit (bzw. haben unsere Priorität auf Patagonien gelegt) um die anderen weniger touristischen Orte zu besuchen, im Norden muss es auch noch viel interessantes geben…

2 thoughts on “Im Zentrum des Inkareiches (Cusco – Aguas Calientes – Machu Picchu – Ollantaytambo – Cusco)

  1. Hallo ihr beiden eure Bilder sowie Berichte sind sehr Interessant !
    Ich wünsche Euch noch ein paar schöne Tage bis ihr wieder in der Heimat seit.

    Viele Grüße aus dem Schwarzwald wünscht Euch
    Michael Wuchner mit Familie

  2. wow, traumhaft, sensationell, diese Bilder berühren mich zutiefst. Liebe Grüße aus dem tristen Herbst.

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