Bevor wir am Mittwoch nach Paraty aufbrachen haben wir morgens noch schnell unseren Flug von Sao Paulo nach Foz do Iguaçu sowie ein Hotel in der Nähe des Flughafens gebucht. Dann hiess es Abschied nehmen von Jacob und los zur Bushaltestelle.
Das Wetter machte uns den Abschied aus Rio leicht: es nieselte, war grau und nicht besonders warm. Wir warteten wieder fast eine halbe Stunde auf den Bus und brauchten 2 Stunden bis zum Rodaviária (Busbahnhof). Wäre nicht ein netter Mann gewesen, der uns vom Bus bis zum richtigen Terminal begleitete, wären wir daran vorbeigerauscht und hätten unseren Bus nie gefunden… Die letzten 2 Plätze für den Bus nach Paraty ergattert. Dann 5 Stunden Busfahrt in einem sehr bequemen Bus, nur war mal wieder die Klimaanlage zu kalt eingestellt. Um 4 Uhr kamen wir an und liessen uns von einem jungen Typ, der uns gleich fragte, ob wir schon eine Unterkunft hätten, die Pousada Estalagem Colonial zeigen, wo wir fuer 100 R$ (30 Euro) ein nettes Zimmer mitten im historischen Zentrum mit super leckerem Frühstück bekamen.
Paraty ist ein ganz hübsch rausgeputztes Kolonialstädchen mit vielen Restaurants, Bars, Cafes, netten Lädchen und ziemlich vielen Touris. Aber es gefiel uns ganz gut und wir wollten nicht in der Riesenstadt Saõ Paulo übernachten, also blieben wir insgesamt 4 Nächte. Das Frühstück war wie versprochen echt lecker, mit einem riesigen Glas frischgepresstem Osaft, Früchten und leckeren Brötchen, vorm Fenster turnten die Äffchen im Innenhof rum und Kolibries schwirrten umher… Leider surrten nachts die Mosquitos in unserem Zimmer rum, und so wurden wir ziemlich zerstochen vor allem an Armen und im Gesicht (alles was unter dem Bettlaken vorschaute). Unser Mosquitonetz konnten wir leider nicht aufhängen, weil die Decke zu hoch und das Zimmer zu gross war.
Am Donnerstag startete ein Fotofestival, daher gab es überall Ausstellungen und Bilder in den kopfsteingepflasterten Gassen. Leider war das Wetter nicht so toll und unser Ausflug nach Trindade am Freitag zum schönsten Strand in der Ecke fiel buchstäblich ins Wasser, vor lauter Nebel und Nieselregen sah man fast gar nichts. Also assen wir nur eine Kleinigkeit und fuhren wieder 45 Minuten mit dem Bus zurück.
Am Sonntag kam endlich die Sonne raus und wir fuhren um 11 Uhr mit einem der Boote raus in die Bucht. Die 6 stündige Tour war mit 30 R$ – 10 Euro ziemlich günstig, als wir beim Boot ankamen wussten wir auch warum: das grosse Boot war bereits gerammelt voll mit meist brasilianischen Touris, die gleich anfingen Caipis oder Bier zu trinken, die nicht gerade günstig waren… Es gab insgesamt 4 Stopps bei verschiedenen Buchten, wo man schnorcheln oder schwimmen konnte. Da wir nicht das einzige Boot waren und alle mehr oder weniger die gleiche Route nehmen war es recht voll im Wasser. Die Tour war trotzdem ganz nett, vor allem zum Leute beobachten…
Zwischen drin versuchten wir noch beim Busbahnhof Tickets für den Bus nach Saõ Paulo zu ergattern, was gar nicht so einfach war. Wir mussten ja aber am Sonntag irgendwie dorthin kommen, da wir abends um 23:40 unseren Flug kriegen mussten. Alle Busse für Sonntag waren aber schon 3 Tage vorher ausgebucht! Erst nach einigem Hin-und-her-diskutieren mit der Verkäuferin (in spanisch-englisch-portugiesischem Mischmasch) tauchten doch noch 2 Platze auf. Sogar die besten ganz vorne rechts, da hat man am meisten Platz. Allerdings für den Bus um 13:40, da war nicht mehr viel Puffer… Da es auf der Strecke einige Baustellen gab und viel Verkehr war wurde es echt noch richtig knapp, in Saõ Paulo blieb keine Zeit mit dem Bus vom Busbahnhof zum Flughafen zu Fahren, wir mussten wohl oder übel in der Schlage auf ein Taxi warten und kamen gerade 1 Stunde vor Abflug an.
Um halb 2 Uhr nachts wurden wir wie verabredet von unserem Hotel Harbour Colonial abgeholt. Der Van fiel fast auseinander, die Tür ging fast nicht mehr auf, das Zimmer hatte auch schon bessere Tage gesehen und irgendwie ging das Licht auch erst nach ein paar Minuten an. Aber egal, wir fielen totmüde ins Bett.
Am Montag verschliefen wir erstmal das Frühstück. Dann informierten wir uns über die verschiedenen Touren zu den Wasserfällen an dem Tourdesk in unserem Hotel. Das war wirklich der Pluspunkt an unserem Hotel, die Mitarbeiter waren alle sehr nett und hilfsbereit. Sie buchten uns Bustickets nach Campo Grande (unserer nächsten Station im Pantanal), die uns sogar ins Hotel gebracht wurden; normalerweise muss man dafür immer zum Busbahnhof fahren. Wir entschieden uns am Dienstag eine Tour zur argentinischen Seite der Wasserfälle zu machen, was wegen des Transports und der Einreise nach Argentinien einfacher ist, und am Mittwoch die brasilianische Seite auf eigene Faust zu erkunden. Der grösste Teil (80 %) der Wasserfälle liegt in Argentinien, aber von der brasilianischen soll man den besseren Gesamtblick haben…
Mittags machten wir noch eine kleine Tour durch den ziemlich hässlichen Ort Foz do Iguaçu. Es war ganz schön kalt und wieder bewölkt, aber es sollte besser werden! Auf der Suche nach etwas zu essen und wurden in einem der Kilo-Restaurants fündig: man bedient sich an einem Buffet und bezahlt nach Gewicht. Meistens gibt es auch viel Salat und Gemüse zur Auswahl, so dass ich auch satt werde.
Am nächsten Morgen wurden wir um 8:30 abgeholt und fuhren mit ein paar anderen aus unserem Hotel bei strahlendem Sonnenschein (!) ca. eine halbe Stunde zur Grenze. Wir mussten uns um nichts kümmern, unser Fahrer besorgte die Stempel und kurz später waren wir schon da, vor den ganzen Heerscharen an Bussen, die noch kommen sollten. Als erstes fuhren wir ein Stück mit einem kleinen Zug am Rio Iguaçu entlang in Richtung „Garganta del Diablo“ (Schlund des Teufels), dem grössten der Wasserfälle. Über Metallstege ging es von Insel zu Insel über den Fluss, der ganz rot-braun von kürzlichen Regenfällen war, bis direkt oberhalb der tosenden Wassermassen. Ganz schön beeindruckend und ziemlich laut!
Dann ging es weiter über mehrere Wege und Stege zu immer neuen Aussichten und Abschnitten der Wasserfälle, die insgesamt 2,7 km breit sind und damit die breitesten der Welt! Es gibt 20 größere sowie 255 kleinere Wasserfälle, die bis zu 82 m hoch sind.
Zum Vergleich: Die Victoria-Fälle in Afrika sind zwar etwas hoeher, aber „nur“ 1,7 km breit, die Niagara-Fälle in Nordamerika sind noch schmaler (1 km); in Venezuela findet man den höchsten Wasserfall der Welt, der Salto Angel mit 980 m.
Bei einer kleinen Pause machten wir Bekanntschaft mit den kleinen Coaties (Nasenbären), die überall im Park herumstreifen, sie wollten uns doch tatsächlich die Empanadas klauen!
Schliesslich näherten wir uns dem letzten Steg, auf dem man unterhalb von einem Fall dicht ans Wasser ran kam. Ein netter Franzose lieh uns seinen Regenponcho, trotzdem wurde man knieabwärts klatschnass, aber es war echt cool so nah dranzukommen. Ein Glück war es zumindest in der Sonne etwas wärmer geworden, so dass wir schnell wieder trockneten. Um 16 Uhr mussten wir wieder am Ausgang sein um unseren Bus zurück zu bekommen.
Abends entschieden wir uns spontan mit Emma und Jaro aus Australien, die auch in unserem Hotel waren, zu einer Churrascaria mit Tanzshow (verschiedene traditionelle südamerikanische Tänze von Samba bis Tango…) zugehen. Ein ganz netter Abend, wenn auch leider sowohl Essen als auch Show und Musik eher mittelmässig waren.
Am Mittwoch war die brasilianische Seite und der Vogelpark dran. Nach dem Frühstück packten wir erstmal unsere Rucksäcke und deponierten sie an der Rezeption, am Abend ging unser Nachtbus ins Pantanal…
Zu Fuss liefen wir nur 15 Minuten bis zum Eingang des Nationalparks, dort ist auch der Parque das Aves, den wir zuerst besuchten. Echt ein sehr schön angelegter Park mit viel Wald und Blumen und ziemlich grossen Käfigen für die Vögel. Besonders cool waren die grossen Tukan- und Papageigehege, in die man reingehen kann und so die Vögel ziemlich nah sieht. Wir schossen mal wieder 1000de Fotos, am Schluss konnte man sogar einen grossen roten Ara auf die Schulter nehmen.
Anschliessend gings zu den brasilianischen Fällen. Der erste Aussichtspunkt war von ziemlich weit entfernt, aber man bekam einen ganz anderen Eindruck von den Wasserfällen, man sah die gesamte Breite. Es sah ganz anders aus als von der argentinischen Seite, aber auch sehr beeindruckend! Je näher wir den Fällen kamen desto nässer wurden wir, denn der Wind stand etwas ungünstig. Ganz am Schluss, dicht am linken Rand der Fälle, wurden wir sogar noch nässer als am Tag zuvor, man stand mitten in der Gischt und spürte die enorme Wucht mit der das Wasser runterkommt (3.5 Mio Liter/sek). Beim Mittagessen am Fluss oberhalb der Fälle konnten wir in der Sonne trocknen, es war schön warm.
Man kann kaum sagen, welche Seite besser ist, sie sind sehr verschieden und ich kann nur empfehlen beide anzuschauen! Aber etwas mehr beeindruckt hat mich schon die argentinische, vielleicht weil es die erste Seite war, die wir gesehen haben, oder weil es dort überraschender war, hinter jeder Ecke kam eine neue Sicht auf die Fälle, während man auf der brasilianischen zuerst den Gesamtüberblick hat und dann immer näher kommt, aber nichts Neues sieht…
Plötzlich mussten wir uns dann beeilen ins Hotel zurückzukommen, noch schnell eine andere Hose und Schuhe anziehen, und zum Busbahnhof fahren. Um 6 Uhr gings los mit dem Nachtbus nach Campo Grande. Domi berichtet dann was wir im Pantanal alles erlebt haben… und das war einiges, wir hatten noch nicht mal Zeit diesen Artikel zu schreiben und Bilder zu sortieren!