Das Pantanal stand als nächstes Ziel auf unserer Liste. Das grösste Feuchtsavannengebiet der Erde mit einer Grösse, die ca. Rumänien entspricht, erstreckt sich über Brasilien und Bolivien und ist für sein Tier- und Pflanzenreichtum bekannt. Allerdings ist momentan Trockenzeit, da sieht man erstens die Tiere leichter und zweitens gibt es nicht so viele Mücken.
Um hierher zu kommen mussten wir den Bus von Foz de Igauçu nach Campo Grande nehmen zum südlichen Zugang des Pantanals. Nach einer 13stündigen Nachtbusfahrt und einem kurzen Zwischenstopp im Haus des Veranstalters ging es dann mit einem Minibus weitere 4 Stunden Richtung Pousada Santa Clara. Wir haben von Iguaçu aus eine 4 Tage/3 Nächte Kombitour gebucht, mit einigen Aktivitäten wie Piranha fischen, Safari und Bootstour. Die letzten Kilometer ging es dann mit einem Jeep/Truck auf einer Schotterstrasse zur Farm. Auf der Fahrt konnten wir bereits einige Tiere in Wasserlöchern oder Flüssen sehen über die kleine Holzbrücken führten. Hier lagen Brillenkaimane in der Sonne und eine Familie Riesenotter schwamm herum, die gerade Fische verspeisten. Auf der Pousada angekommen wurden wir von unserem Guide Tom empfangen. Das war super, wir hatten zuvor schon im Internet einige Bewertungen zur Farm gelesen und Tom wurde als bester Guide empfohlen. Da es dann schon knapp 17:00 Uhr war und wir nach der langen Anfahrt ein wenig kaputt waren, machten wir an diesem Tag nicht mehr viel. Wir erkundeten ein wenig die Farm und bewunderten den roten Papagei, der schon seit 35 Jahren hier lebt. Er kann sogar einen Wasserhahn aufdrehen, aber zu macht er ihn danach nicht mehr :-). Ausserdem liebt er Schokowaffeln, allerdings nimmt er sie auseinander und futtert nur die Schokolade ab.
Unsere Gruppe bestand aus 9 Leuten, 2 Schweden, 2 Belgier, 2 Holländer und einer Brasilianerin. Wir haben uns besonders mit Gerry und Wendy aus Belgien sowie Danny und und Nadia aus Holland gut verstanden. Später trafen wir uns auch in Bonito wieder und unternahmen einiges miteinander.
Am ersten Morgen begann nach dem Frühstück um 7:30 Uhr die erste Wanderung, auf der uns Tom einige Pflanzen und Tiere zeigte. Wir sahen unter anderem einige Coaties (Nasenbären), Gürteltiere und viele Vögel. Das Ganze war bei schönstem Wetter eine schweisstreibende Tour, so waren wir alle froh als wir um 11:00 Uhr wieder zurück waren und in den Pool spingen konnten.
Einer der Guides fand eine Anakonda in einem Wasserlauf, der ca.100 m hinter der Farm vorbeiführt. Es war eine „kleine“ männliche Schlange, die nicht viel grösser als 2-3 m wird, nur die weiblichen Anakondas werden bis zu 10 m lang. So ein Riesenvieh haben wir aber leider oder auch zum Glück nicht gesehen.
Nach dem Mittagessen ging es dann am Nachmittag per Pferd über einen Teil der 1500 Hektar grossen Farm, wo wir den herrlichen Sonnenuntergang geniessen konnten aber ausser einigen Kuhherden und vielen Vögeln nichts sahen.
In der Gegend leben zwei Tukanarten, die wir immer wieder sahen und die sich auch gut ablichten liessen. Auf der Pousada fliegen auch viele kleine Papageien umher und wir konnten fast täglich einige grosse, blaue Aras bewundern, die in den Bäumen sassen.
Abends fuhren wir mit dem Jeep noch zu einem Wasserloch um einiges über die Kaimane zu erfahren. Diese werden so ca. 2 Meter lang und stehen auf dem Speiseplan des Jaguars und der Anakonda. Die kleinen werden auch von vielen anderen Vogelarten oder Tieren gefressen. Wir kamen so nahe heran, dass wir sie sogar am Schwanz streicheln konnten, ich zumindest :-).
Am nächsten Morgen stand eine Bootstour auf dem Programm, wir sind mit einem kleinen Boot auf einem Fluss herum geschippert. Es wimmelte nur so von Kaimanen und Vögeln. Wir konnten auch einige Wasserschweine (Capybara) sehen, die am Ufer lagen, leider zeigte sich kein Jaguar, aber es war auch so ein toller Ausflug. Auf dem Rückweg nahmen wir noch ein kurzes Bad im Fluss, wo sich die Mädels aber nicht reintrauten. Kein Wunder eigentlich, das Wasser war ziemlich trüb und es gibt hier schliesslich auch Piranhas, Kaimane und auch Anakondas. Aber da sich unser Guide Tom reintraute sprangen wir auch kurz rein, es war einfach nur herrlich erfrischend…
Nachmittags ging es mit einer Jeep Safari auf Erkundungstour. Allerdings stellten wir uns das Pantanal ein wenig anders vor, es ist nämlich kein klasischer Nationalpark sondern hier gibt es eigentlich nur grosse Farmen auf denen Rinder gezüchtet werden. So fuhren wir die Nationalparkstrasse entlang und sahen einige Tiere wie z.B. einen Sumpfhirsch und Brüllaffen und Tukane in den Bäumen. Nach einem kurzen Hike durch ein Waldgebiet, in dem uns Tom einige Pflanzen zeigt, fanden wir nochmals eine Gruppe von Brüllaffen, die uns mit ihrem lauten Gebrüll begrüssten. Als es dunkel wurde sahen wir noch kurz ein Tapir von der Strasse in den Busch laufen sowie einen Fuchs umherstreifen. Zum Abschluss fanden wir noch 2 kleine Taranteln, eine an einem Baum, die andere auf der Strasse sitzen. Da möchte man sich die grossen erst gar nicht vorstellen.
Am letzten Tag stand dann Piranha fischen an. Wir sind um 8:00 Uhr zum Fluss, unsere Angelruten waren kurze Bambusstangen und einer ca. 3 Meter langen Leine. Wir hatten einen grossen Eimer mit Fleischstücken als Köder dabei, den wir auch brauchten, da am Anfang uns die Piranhas immer das Fleisch direkt vom Hacken gefressen haben. Aber nach ca. 2 Stunden hatten wir ca .10-15 Stück gefangen. Wir mussten dann aber aufhören, da die andern Piranhas langsam vollgefuttert waren und die Kaimane immer näher kamen um uns die Fische vom Haken zu klauen. Zum Mittagessen gabs dann den gegrillten Piranha, schmeckt ganz gut aber leider ist nicht viel dran an den Dingern…
Später gings dann nach Bonito weiter, einer kleinen Stadt zwischen Campo Grande und der Santa Clara Farm. Bonito ist bekannt für seine glasklaren Flüsse und seine Höhlen und Grotten und ein Paradis für Taucher. Wir fuhren zusammen mit Gerry und Wendy in einem kleinen Bus nach Bonito, leider dauerte dies auch mal wieder 5 Stunden. Danny und Nadia fuhren mit ihrem Mietwagen bereits am Morgen voraus.
Auf der Fahrt hielten wir Ausschau nach Ameisenbären, die es hier geben sollte.Wir hatten dann sogar Glück und Pech in einem, wir sahen einen, aber als unser Bus hielt, nahm der Ameisenbär bereits Reissaus…
Als wir endlich in Bonito angekommen sind landeten wir in einer Bar um was zu essen, da der Ort aber sehr klein ist, läuft man sich immer wieder über den Weg. Zuerst fanden uns Danny und Nadia und kurz danach liefen auch Gerry und Wendy vorbei. Während wir gemeinsam assen lernten wir einige holländische Ausdrücke wie z.B. Wo ist der Ameisenbär = Waar is de miereneter, was unser Slogan für die nächsten Tage wurde. Wir waren alle ganz heiss drauf, einen von Nahem zu Gesicht zu bekommen, aber das sollte noch dauern…
Am nächsten Morgen fuhren wir sehr früh gemeinsam mit Danny und Nadia zur Grotto Azul, einer Tropfsteinhöhle mit einem unglaublich blauen See, der unten in der Höhle versteckt liegt. Der See ist mehr als 50 Meter tief und das Wasser glasklar. Das beste Licht hat man hier zwischen 8:00 Uhr und 10:00 Uhr, da dann die Sonne in den Höhleneingang direkt auf den See scheint, allerdings ist dies nur im Dez. und Jan. der Fall. Anfangs war es sehr dunkel als wir wegen der teils glitschigen Stufen langsam in die Höhle hinab stiegen. Aber als dann Licht in die Höhle schienen wurde es immer heller und man konnte dann auch erst den See und das gewaltige Ausmass der Höhle erkennen. Wir hatten Glück, dass wir eine kleine Gruppe von 7 Personen waren und ca. 30 min alleine an der untersten Plattform verbringen konnten… Den Nachmittag verbrachten wir dann mit einigen organisatorischen Dingen wie z.B. eine Wäscherei zu finden.
Am Dienstag ging es um 10:00 Uhr gemeinsam mit Gerry und Wendy auf eine Tour zum Rio da Prata. Einem Highlight in Bonito, es ist ein glasklarer Fluss in dem viele Fische schwimmen und der zum Schnorcheln einlädt. Es war schon komisch, wir zogen uns Neoprenanzüge an und liefen dann mit der Taucherbrille und Schnorchel ca. 30 min durch den Wald bis wir zum Einstieg in den Fluss kamen. Leider war das Wetter auch an diesem Tag nicht toll und es war mal wieder bedeckt. Das Wasser hatte ca. 24 Grad und war somit wärmer als die Luft. Man konnte sich im Rio Prata dann langsam mit der Strömung treiben lassen, das Wasser war zum Teil nur 40 cm tief aber das war kein Problem. Wir sahen verschieden Fische wie z.B. die gold-gelb farbene Dourados mit ca. 1 m länge sowie Pintados und Piratupangas. Leider fehlte ein wenig das Licht und damit die ganzen Farben unter Wasser, das bei Sonnenschein sicher nochmals toller sein muss. Aber es war auch so ein Erlebnis, mitten in einem Fluss umgeben von Wald mehr als 2 Stunden zu Schnorcheln.
Das beste kam dann auf den Rückweg: wir sahen hier gleich vier Ameisenbären… Der erste war im hohen Gras so das wir ihn nicht richtig sehen konnten, aber die nächsten beiden liessen sich dann von uns ablichten. Das sind echt kuriose Tiere, bis zu 1,4 m gross mit einer langen Nase und buschigem Schwanz. Das es hier so viele gibt liegt wohl an der grossen Anzahl an Termitenhügeln, die es um Bonito herum gibt.
Am Abend trafen wir uns wieder mit Gerry, Wendy, Danny und Nadia zum Abendessen. Nach der Pizza gings dann in einer kleinen Bar zum Caipi trinken, wir tranken diesmal die Maracuya-Variante und verbrachten zusammen eine schönen letzten Abend.
Mittwoch war dann wieder Reisetag, mit dem Bus fuhren wir nach Corumba weiter, einer Grenzstadt zwischen Brasilien und Bolivien. Nach knappen 6 Stunden Busfahrt kamen wir dort endlich an, und bezogen unser Zimmer im Hostal El Shadady, was aber mehr einer billigen Absteige als einem vernünftigem Zimmer glich. Der Boden war sicher schon lange nicht mehr geputzt und einige kleine Schaben war auch unterwegs. Die Dusche wollten wir auch nicht testen und beim spülen der Toilette kam das Wasser zum Teil aus der Wand, aber wir hatten das Zimmer schon zuvor gebucht und wollten auch in der Nacht nicht noch was anderes suchen…
Nach dem kargen Frühstück stand dann der Grenzübertritt nach Bolivien an, wir waren schon ganz gespannt wie lange wir brauchen sollten, da wir ganz unterschiedliche Informationen hierüber im Internet gefunden hatten. Wir sind hier schliesslich in Südamerika und nicht in Europa, hier kann alles ein wenig länger Dauern und komplizierter sein. Das wird euch aber Joana im kommenden Artikel beschreiben…