Mit dem Zug des Todes nach Bolivien (Quijarro – Santa Cruz – Samaipata)

Die Grenzformalitäten (Ausreise aus Brasilien und Einreise nach Bolivien) verliefen schneller und einfacher als erwartet. Wir waren extra früh aufgestanden, da wir ja am Abend den Zug nach Santa Cruz erwischen wollten. Dieser sollte allen aufzutreibenden Quellen nach Donnerstags um 19 Uhr in Quijarro, dem bolivianischen Grenzörtchen, starten.

Um kurz nach 8 brachen wir mit dem Bus zur brasilianischen Grenze auf. Eigentlich ist diese nur ca 10 Minuten vom Busterminal entfernt, wir brauchten aber mit Warten und Umsteigen insgesamt gute 1 ½ Stunden bis wir dort waren. Nachdem wir herausgefunden hatten an welche Schlange wir uns anstellen müssen (ein Glück die kürzere, die längere war für Einreisende), warteten wir ca 30 Minuten bis wir unsere Ausreisestempel bekamen und den weissen Wisch abgeben konnten. Diesen bekommt man bei der Einreise (im Flugzeug) und wenn man den bei Ausreise nicht abgeben kann, hat man anscheinend ein grosses Problem… Aber wir hatten sie ein Glück noch.

In der Schlange lernten wir die 3 Deutschen, die hinter uns standen, kennen, mit denen wir die nächsten 24 Stunden verbrachten.

Wir liefen über eine Brücke und waren in Bolivien. Hier mussten wir wieder Zettel ausfüllen und bekamen 30 Tage in den Pass gestempelt. Bei Einreise auf dem Landweg bekommt man wohl immer nur 30 Tage, die man aber ohne Probleme in jeder Polizeistelle verlängern kann. Wurde auf der brasilianischen Seite noch alles im Computer aufgerufen und erfasst, ging es auf der bolivianischen Seite um einiges rudimentärer zu…

Wir tauschten unsere restlichen Reais in Bolivianos um und teilten mit den anderen ein Taxi zum Bahnhof. Für 30 Bolivianos (3 Euro) fuhr der Taxifahrer auf dem Weg sogar sämtliche Bankomaten des Ortes an, aber kein einziger davon wollte uns oder den anderen Deutschen Geld geben. Wir hatten genug Geld um nach Santa Cruz zu kommen, die anderen mussten noch einige Dollar tauschen um die Zugfahrt zahlen zu können; sie hatten glücklicherweise einen niegelnagelneuen 100$ Schein, andere werden nicht angenommen!

Am Bahnhof angekommen erfuhren wir, dass der Zug schon um 14:50 abfährt, die Fahrpläne ändern sich öfter mal, und sogar noch günstiger war als gedacht: gerade mal 100 Bolivianos (10 Euro) für eine 16-stündige Zugfahrt in der 2.besten Kategorie! Wir hätten auch nochmal 10 Euro mehr für einen Schlafwagenzug ausgegeben, aber der fuhr leider erst wieder am nächsten Tag… Wir kauften noch etwas Proviant ein und gingen gegenüber des Bahnhofs etwas essen, dann war es auch schon langsam Zeit.

Wir waren ganz froh, dass der Zug schon früher fuhr, so mussten wir erstens nicht noch ewig warten und ausserdem sahen wir noch etwas, denn um halb 7 ist es hier ja schon stockdunkel!

Es war vom Zug aus schon ein ziemlicher Gegensatz zu Brasilien auszumachen: viele alte Autos, mehr Müll, die Menschen sehen anders aus, viele indigen und weniger Europäisch aussehende Menschen. Ausserdem verstand man die Leute endlich wieder, mehr oder weniger :-). Alle versuchen was zu verkaufen, im Zug kamen bei jeder Haltestelle Kinder und Frauen rein und verkauften alles mögliche…

Es ging durch den bolivianischen Teil des Panatanals, der noch schöner sein soll, als der brasilianische, aber so wenig touristisch erschlossen, dass wir gar nichts gefunden hatten, wo man hätte hingehen können oder Touren machen… Auch hier ist ein Grossteil (zumindest an der Zugstrecke entlang) landwirtschaftlich genutzt.

Die Bahn ist eine Schmalspurbahn und die Schienen auch nicht die besten, daher ruckelte und zuckelte es ganz schön, wir nannten ihn Känguruzug, weil es immer wieder Sprünge gab. So war es trotz der ganz bequemen fast waagrecht einzustellenden Sitze nicht so einfach gut zu schlafen… Eigentlich waren wir ganz froh über die Klimaanlage, denn es war ziemlich heiß. Aber sie lief nicht durchgängig sondern wurde ständig an und ausgeschaltet, was ziemlich nervte.

Der „offizielle“ Beiname ist übrigens Zug des Todes, wohl weil es früher viele Todesfälle entlang der Strecke gab, als man noch auf dem Dach mitfahren durfte, und der Zug andauernd entgleiste… Heute gilt der Zug aber als sicher, zumindest sicherer als die Busse, die auf dieser Strecke oft liegenbleiben.

Am nächsten Morgen kamen wir fast pünktlich um kurz vor 8 in Santa Cruz bei Regen an nach 16 Stunden und ca. 450 zurück gelegten Kilometern!

Nach einem kleinen Frühstück holten wir Geld (hier funktionierte der Bankomat sofort), verabschiedeten uns von unseren Mitreisenden und liessen uns von einem Taxi dorthin fahren, wo die Minibusse nach Samaipata fahren. Leider fuhr einer gerade ab und wir kauften Tickets für den nächsten, der um 11 Uhr fahren sollte. Nach einer Stunde warten, bei Nieselregen in einem kleinen zugigen Stand, hiess es allerdings, er könne nicht fahren, weil ausser uns keine anderen Kunden da wären, es brauchte noch mindestens 5 weitere. Ausserdem würde er gar nicht nach Samaipata reinfahren, sondern uns am Ortsrand rauslassen.

Wir bekämen das Geld wieder und sollten zu einer anderen Station gehen, die würden öfter fahren und direkt zur Plaza. Naja, also liessen wir uns dorthin fahren, aber blöderweise war es hier das selbe: der Minibus fährt erst mit 7-8 Personen. Schlussendlich zahlten wir nach einer weiteren Stunde den doppelten Preis (120 B – 12 Euro) und fuhren in einem kleinen Taxi (alle Amaturen waren rechts, das Lenkrad provisorisch links eingebaut) endlich los und kamen nach 3 Stunden um 15 Uhr in Samaipata an.

Alexandra holte uns in Restaurant Tierra Libre an der Plaza ab. Sie ist eine Freundin von Dominiks Eltern, und hatte uns eingeladen sie und ihre Familie in Samaipata besuchen zu kommen. Wir verbrachten 6 Tage von Freitag bis Mittwoch bei ihnen und hatten eine wirklich schöne Zeit. Alex, ihr Mann, bekochte uns hervorragend und beide erzählten uns viel über das Leben in Samaipata und Bolivien. Samaipata ist ein nettes, kleines Dörfchen umgeben von grünen Wäldern auf 1700 m – für bolivianische Verhältnisse Tiefland. Es wird sogar Wein angebaut. Die ca 3000 Einwohner kommen aus 30 verschiedenen Nationen; es leben viele Künstler, Hippies und Alternative hier, etliche bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an.

In unserer Zeit hier machten wir zwei Ausflüge:

Am Samstag fuhren wir mit einem Taxi zu „El Fuerte“, präinkaischen Felsenruinen, die UNESCO-Weltkulturerbe sind. Von dem Berg hat man einen schönen Blick über die Landschaft und auf einem Rundweg erfährt man interessantes über die Geschichte der Stätte, die allerdings bis heute den Forschen noch viele Rätsel aufgibt. Vor rund 1500 Jahren gab es dort vermutlich einen Kultplatz und Tempel. Später war es der süd-östlichste Aussenposten der Inka, bevor die Spanier kamen. Alle hinterliessen ihre Spuren.

Einen zweiten Stopp machten wir bei Wasserfällen, wo ein ziemlicher Trubel war, am Wochenende ist das ein beliebtes Ausflugsziel.

Am Montag ging es mit der Biologin Elba, einer Freundin von Alex, in den Nationalpark Amboro.

Hier wanderten wir 7 Stunden durch schöne Bergnebelwälder, in denen riesige prähistorische Baumfarne wachsen. Sie erinnerten uns an Neuseeland und Australien, nur hier und dort gibt es noch diese Urbäume, die es schon seit Dinosaurierzeiten gibt. Ausserdem konnten wir ein paar mal süsse kleine grüne Tukane beobachten. Leider hat sich der scheue Brillenbär nicht gezeigt.

Ansonsten ruhten wir uns aus, schauten ein paar Adobebauten an (Alex und Alex sind Architekten und haben auch in Samaipata ein paar Häuser gebaut), besuchten die Schule, die sie mit Freunden gegründet haben, assen gut, bummelten durchs Örtchen, tranken leckeren Cappuccino in einem netten Cafe von Holländern (La Visperia) und gute Mojitos in der Bar La Boheme, probierten den lokalen Wein, besuchten den kleinen Zoo, in dem verletzte Tiere aufgepäppelt werden…

Am Mittwoch Abend ging es dann leider schon wieder weiter Richtung Sucre, wir wären gern noch ein bisschen geblieben… aber wir haben auch noch einiges vor in Bolivien und die Zeit rast schon wieder schnell – der erste Monat ist schon rum von unserem 2.Teil der Reise!

Alex und Family: nochmal vielen Dank für eure Gastfreundschaft und Grosszügigkeit! Wir hatten eine wirklich schöne Zeit mit euch. Und wir erwarten euch im nächsten Jahr in Freiburg ;-)…

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