Gletscherwelten (El Calafate – El Chaltén – Los Glaciares NP)

Nachdem wir die letzten beiden Wochen so viel „Stress“ hatten und keine Zeit um Blog zu schreiben, kommt jetzt endlich wieder ein Artikel, die nächsten folgen bald… Da leider unsere letzten Tage angebrochen sind, versuchen wir gerade noch mehr oder weniger alles mitzunehmen, so haben wir uns auch schon den argentinischen Essgewohnheiten angepasst und gehen nicht mehr vor 22:00 Uhr Abendessen. Was bisher geschah…

El Calafate und El Chaltén hören sich an wie Orte in Nordafrika oder Arabien, aber weit gefehlt, nun sind wir bei den Hotspots Patagoniens angekommen. El Calafate steht für den Perito Moreno Gletscher und El Chaltén für den berühmten Fitz Roy, beide liegen im Los Glaciares Nationalpark, den wir besuchten.

Nachdem wir in El Calafate gelandet sind, mit 3 Stunden Verspätung (aufgrund des starken Windes in El Calafate konnte das Flugzeug dort zunächst nicht starten) gings mit einem Shuttlebus zu unserem Hotel, das wir schon im Voraus gebucht hatten. Wir hatten von unserem Zimmer einen schönen Seeblick mit gleichzeitigem Ausblick auf die hiesige Mülldeponie. Aber man kann es sich ja nicht immer aussuchen! Da wir nun sehr spät in El Calafate angekommen waren, mussten wir uns noch beeilen um in die Reisebüros zu kommen bevor sie schliessen, wir wollten ja am nächsten Tag direkt zum Perito Moreno Gletscher fahren. Also noch kurz einige Infos eingeholt und dann die billigste Variante gewählt, ein direkter Bus am Morgen zum Bootsanleger mit anschliessendem Weitertransport zu den Aussichtsplattformen am Gletscher.

So ging es dann am Donnerstag Morgen mit dem Bus um 9:30 Uhr nach dem Frühstück ganz gemütlich zum Bootsanleger. Nach knapp 90 Minuten kamen wir dort an und kauften uns zwei Tickets um mit dem Boot ganz nah an den Perito Moreno Gletscher heranzufahren. Die Gletscherzunge trennt die beiden Seen voneinander, so das wir mit unserem Boot nur auf der linken Seite des fahren konnten, die rechte Seite konnten wir danach von den Plattformen bewundern.

Leider hatten wir das Pech, dass zu dieser Zeit eine Wolke vor der Sonne stand und wir den Gletscher so nur im Schatten sehen konnten. Das hatte zur Folge, dass kein Eis abbrach, worauf alle warteten. Die Bootsfahrt war aber trotzdem sehr schön, wenn auch durch den kalten Wind ein wenig frostig.

Nach dem wir wieder zurück waren, gings mit dem Bus noch 7 km weiter zu den Aussichtsplattformen am Fusse des Perito Morenos. Erst hier konnte man die wirklichen Grösse des Gletschers erkennen. Dabei ist der Perito Moreno weder der höchste, noch der breiteste oder der älteste, der über 300 Gletscher des Los Glaciares NP, es ist aber derjenige von dem man am meisten sehen kann. Der Gletscher ist einer der wenigen der Welt, der sich nicht zurückzieht und hat eine Länge von mehr als 30 km und eine Höhe von über 70m über dem Wasserspiegel. Seine Fläche beläuft sich auf ca 250 km². Mit den nackten Zahlen kann man vielleicht nicht soviel anfangen, aber wenn man vor dem Gletscher steht und seine gigantischen Ausmasse sieht, wird man schon sehr nachdenklich. Der Gletscher ist auch nur ein Ausläufer des Campo de Hielo Sur, des grössten zusammenhängenden Eisfeldes ausserhalb der Polarregionen und Grönlands. Die Groesse beläuft sich auf ca 13.000 km² und ist ca 350 km lang – das sind sehr viele Eiswürfel :-)

Was den Gletscher so faszinierend macht ist die grosse Geschwindigkeit mit der er vorantreibt (800 m pro Jahr/ 2,5 m pro Tag), so brechen alle paar Minuten an irgendeinem Ende des Gletschers einige Stücke ins Wasser, das können kleine Eisbrocken sein, oder Eisblöcke so gross wie mehrstöckige Gebäude. Die Geräusche, die dabei entstehen sind sehr beeindruckend, aber wenn man das hört, ist das Eis schon in den See gefallen. Einfach toll anzusehen. So haben wir hier auch bei schönstem Wetter die nächsten 3 Stunden verbracht und uns das Schauspiel angesehen, bevor der Bus uns wieder nach El Calafate zurückbrachte.

Dort angekommen sind wir noch schnell in eine heisse Schokolade und ein Stück Pie de Limon essen gegangen um uns wieder aufzuwärmen. El Calafate ist eine Stadt, die nur vom Tourismus lebt, auf der Hauptstrasse findet man nur Touranbieter oder Restaurants, viel mehr gibt es hier nicht…

Am nächsten Morgen, dem 29.11. gings dann mit dem Bus nach El Chaltén, 190 km nördlich von El Calafate. Die Fahrt dauert ca 3 ½ Stunden, teilweise auf der berühmten Ruta 40 im Süden von Patagonien – einer der längsten Strassen der Welt, die mehr als 5000 km nach Norden führt.

Im Gegensatz zu El Calafate ist El Chaltén ein kleines überschaubares Städtchen, das jüngste in Argentinien, die mitten im nördlichen Teil des Los Glaciares Nationalpark liegt, berühmt bei Bergsteigern, da hier der Fitz Roy und den Cerro Torre liegen. Der Fitz Roy ist auch noch heute einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge aufgrund seiner Form und der extremen Wetterverhältnisse. Wir konnten uns davon überzeugen wie schnell sich das Wetter hier ändern kann…

Als wir am Mittag in El Chaten ankamen, entschieden wir uns direkt zu einer 6 stündigen Wanderung zur Laguna Torre aufzubrechen, da es hier in Patagonien erst um ca 22:00 dunkel wird, sollte dies auch kein Problem sein. Der Wanderweg führte uns langsam aber sicher nach oben Richtung Lagune, teilweise durch steinige Landschaften aber auch durch schöne Wälder. Da in Patagonien jetzt gerade Sommeranfang ist, blühen hier überall kleine Blumen, sogar einige heimische Orchideenarten, die Joana alle abfotografierte :-). Nach knapp 3 Stunden kamen wir an der Laguna Torre an, in der auch einige kleine Eisbrocken herum schwammen. Aber leider blieb der Cerro Torre an diesem Tag hinter dicken Wolken versteckt. Wir warteten noch ca 1 Stunde an der Lagune und verzehrten unser Lunchpacket, aber es wurde leider nicht besser. Trotzdem genossen wir den tollen Ausblick auf die Berge und Gletscher, die um die Lagune lagen.

Danach gings wieder nach El Chaltén zurück. In unserem Hostel, im Rancho Grando, assen wir noch was zu Abend, bevor wir ins Bett fielen.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich ein Ice Trecking am Viedma Gletscher machen, aber es gab leider keine freien Plätze mehr, blöderweise ist nun zu Beginn der Hochsaison eins der beiden Boote defekt, so dass bis Anfang Dezember alle Touren ausgebucht waren. Wir entschieden uns dann eine andere Tour zu machen, zur Laguna del Desierto mit anschliessendem Aufstieg zum Huemul Gletscher.

Da wir aber noch 2 Stunden hatten bis die Tour losging, sind wir noch kurz auf den Mirador de Condor. Dieser Aussichtspunkt liegt direkt am Eingang von El Chaltén und man ist in ca 20 min oben. Wir hatten am Morgen noch traumhaftes Wetter und konnten die tolle Bergkulisse bewundern. Und wie der Name schon vermuten lässt, lies sich auch noch kurz ein Condor blicken, der über unsere Kopfe hinwegflog.

Die Fahrt zum See dauerte ca 90 Minuten und führte mit einem Minibus auf einer Schotterstrasse entlang. Dort angekommen machten wir uns auf den Weg zum Gletscher Huemul, wo wir aber zuvor noch Eintritt zahlen mussten, da das Gelände Privatbesitz ist. Wer hat bei uns schon seinen eigenen Gletscher?! Oben angekommen fanden wir eine kleine tolle türkisfarbene Lagune mit dem Gletscher im Hintergrund. Leider war es wieder mal bewölkt, bei Sonnenschein müssen die Farben noch viel intensiver sein. Nach eine paar obligatorischen Fotos, machten wir uns über unsere Lunchpakete her. Der See mit seinen glasklaren Flüssen ist auch ein Traum für alle Angler, wir konnten vom Ufer aus die dicken Forellen sehen, die im Fluss auf der Jagd waren.

Unser nächstes Reiseziel war Puerto Natales, allerdings gibt es keinen direkten Bus von El Chaltén dorthin, nur über El Calafate. Am 1. Advent ging unser Bus dann wieder zurück nach El Calafate, aber da wir noch bis um 13:00 Uhr Zeit hatten, machten wir vorher noch einen kleinen Hike. Wir wollten die Laguna Capri und den Fitz Roy sehen und sind nach dem Frühstück um 7:30 Uhr losgelaufen. Wir hörten das dies einer der schönsten Punkte hier im Nationalpark sein sollte, aber am Morgen war das Wetter leider schon wieder grau. Aber das hielt uns nicht davon ab, nach einem 2 stündigen Marsch waren wir dann endlich oben, aber der Blick auf den Fitz Roy blieb uns verwehrt, alles mal wieder hinter dicken Wolken versteckt. Die Lagune macht dann auch nicht mehr so viel her, bei leichtem Regen war alles grau in grau und nicht sehr gemütlich…

Zurück in El Calfate hatten wir am Abend noch ein wenig Zeit und machten noch einen kleinen Ausflug zur Laguna Nimez, wo ein kleines Vogelreservoir zu finden ist. Hier sahen wir verschiedene Vögel und auch wieder Flamingos, dass die soweit im Süden zu finden sind wusste ich zuvor auch noch nicht. Nach einem leckeren Abendessen im Pura Vida gings dann zurück zu unserem Hotel, das erste übrigens mit Schwimmbad, das wir vorher schon getestet hatten.

Am nächsten Morgen stand dann wieder eine lange Busfahrt an: Puerto Natales in Chile war unser nächstes Etappenziel mit dem berühmten Torres del Paine Nationalpark, wo wir auch wieder einige Tage wandern wollten…

One thought on “Gletscherwelten (El Calafate – El Chaltén – Los Glaciares NP)

  1. Hola vecinos,
    das sind ja herrliche Gletscherbilder, auch das mit Euch beiden an der Lagune im Hintergrund Torre Cerro und grosse weisse Wolke. . Die Bilder mit diesen blau-weissen erhabenen Kolossen strahlen total Ruhe und Friedlichkeit aus. Wäre evtl. etwas für Zahnarztpraxen.
    Wünsche Euch noch ein paar tolle Tage in Buenos Aires und eine gute Heimreise.
    Viele Gruesse, hasta luego de Jürgen y Ingrid

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