Mucho Viento (Puerto Natales – Torres del Paine NP – Ushuaia)

Ziemlich windig und kühl war es als wir vom neuen Busbahnhof ins Zentrum von Puerto Natales liefen und es fing auch leicht an zu regnen. Ca. um 17:30 Uhr kamen wir in der Casa Cecila an (Empfehlung von den Belgiern) und zum Glück hatte der Schweizer Werner auch noch ein Zimmer für uns. Da wir schon am nächsten Tag in den Nationalpark wollten, mussten wir uns etwas beeilen um alles zu organisieren:

Geld holen, Geld wechseln (wir wollten noch mehr US-Dollar für Argentinien), Refugios im Nationalpark buchen, weil wir nicht campen und alles mit uns rumschleppen wollen, Regenhosen kaufen, da das Wetter leider nicht so gut angesagt war für die nächsten Tage… Zwischen drin noch einen leckeren Kakao und Cheesecake im El Living geniessen. Dabei überlegten wir uns doch noch länger im Nationalpark zu bleiben und noch 2 Refugios mehr zu buchen, aber leider hatte in der Zwischenzeit das Büro zugemacht, so blieb es eben bei den beiden gebuchten Nächten, 3 Tage wandern sollten auch reichen. Dann mussten wir uns noch ein Hostel suchen für die Nacht, wenn wir wieder aus dem Nationalpark zurück kommen, da Werner leider ausgebucht war. Ums Eck landeten wir im Hostal Dos Lagunas, wo der nette argentinische Besitzer uns auf ein Schwätzchen festhielt und uns zu dazu überzeugte noch eine Tagestour für den Freitag zu buchen. Nachdem endlich alles erledigt war, gab es die leckerste Pizza Südamerikas im Mesita Grande, inzwischen war es mal wieder 22:30 Uhr geworden, und das Restaurant war brechend voll.

 

Am Dienstag Morgen liessen wir unsere grossen Rucksäcke im Hostel – was wir für die 3 Tage brauchten passte gerade so in die beiden kleinen Rucksäcke rein – und fuhren mit dem 7:50 Uhr Bus in den Nationalpark. Im Bus lernten wir Erwin aus Österreich kennen, mit ihm waren wir die nächsten Tage meistens unterwegs. Am Parkeingang mussten wir den Eintritt zahlen (18.000 Chilenische Pesos = 25 Euro) und sahen den Wetterbericht für die nächsten Tage: meist bewölkt mit ganz schön viel Wind bis zu 100 km/h! Ausserdem konnten wir den ersten Blick auf die Torres zwischen den Wolken erhaschen.

Um 11 waren wir dann endlich an der Fähre am Lago Pehoé und fragten uns, ob sie denn auch fahren würde bei dem Sturm. Aber die Bedenken waren unbegründet, wir konnten um 12 Uhr zum anderen Ufer übersetzen und von der Paine Grande Lodge den Treck für diesen Tag zum Refugio Grey am Lago Grey entlang starten (11km). Ca 4 Stunden kämpften wir gegen den Wind an, an manchen Stellen musste man echt aufpassen, dass man nicht weggeweht wurde, nur in den Waldstücken war es angenehm zu laufen und fast windstill. Trotzdem war die Wanderung ganz schön, es gab ein paar Aussichtspunkte, von denen man bei gutem Wetter sicher noch etwas mehr gesehen hätte, aber naja. Leider sind grosse Teile der Wälder abgebrannt, vor einigen Jahren gab es einen grossen Waldbrand verursacht durch einen Campingkocher.

Um 5 kamen wir im Refugio an. Sehr schön und gemütlich vor allem der Ess- und Aufenthaltsbereich mit Sofas und Kaminen! Hier sassen wir nach einer heissen Dusche den ganzen Abend bei einem Fläschchen Wein und unterhielten uns mit den Anderen Gästen.

Die Meisten laufen den sogenannten W-Trek (auf der Karte hat er die Form eines Ws) in 4 oder 5 Tagen und viele campen. Ein paar wenige machen die komplette Runde in 8 Tagen, wir sprachen mit Leuten, die 2 Tage am Pass festhingen, weil es so viel geschneit hatte! Wir hofften, dass der Wetterbericht stimmte und es morgen ein bisschen besser werden sollte und vor allem nicht mehr ganz soviel Wind hätte.

 

Der zweite Tag ging ganz gemütlich los, gegen halb 9 liefen wir los ein Stück weiter nördlich vom Refugio Grey ist der gleichnamige Gletscher, den wollten wir uns von Nahem ansehen. Zusammen mit Erwin waren wir ca 2 Stunden unterwegs bis wir nach einigem Gekletter über Leitern und Hängebrücken oberhalb des Gletsches waren und einen ganz hübschen Blick hatten, als die Sonne sich etwas zeigte. Unterwegs fand ich 2 Spechte, ein Männchen mit rotem Kopf und ein Weibchen mit mit 3 Federn auf dem Kopf. Wir konnten ziemlich nah ran, ohne dass sie wegflogen. Um halb 2 waren wir gerade rechtzeitig zum Mittagessen zurück im Refugio Grey und starteten anschliessend den Hike zurück zum Refugio Paine Grande am Fähranleger. Das Wetter war tatsächlich besser und auf dem letzten Stück hatten wir freie Sicht auf die Berge, die wir gestern nicht mal erahnen konnten: Cerro Paine Grande und Los Cuernos del Paine beim Lago Pehoé. Als wir am Refugio ankamen war es sogar komplett blau und so kletterten wir nach einer kurzen Bierpause noch ein paar Meter den Berg hoch um noch besser sehen zu können. Schön! Die 22 km merkte ich am Abend ganz schön in den Beinen, nach dem Abendessen gabs noch ein Bier in der Bar mit grandiosem Ausblick und dann gings ins Bett – es war noch nicht mal ganz dunkel.

 

Am Donnerstags stand uns der längste Tag bevor, deswegen marschierten wir auch schon um halb 8 los. Leider war es wieder etwas mehr bewölkt, als wir an den Seen entlang ins Valle Frances liefen. Die ersten 8 km waren ziemlich flach und wir waren nach 2,5 Stunden am Camp Italiano, von wo nach einer kleinen Pause der Aufstieg ins Tal mit schönen Blicken auf die Cuernos und den Paine Grande mit dem Gletscher Frances begann. Teilweise blies der Wind wieder ganz schön stark. Nach 2 Stunden (ca. 1 Stunde vor dem Mirador am Ende des Tals) mussten Domi und ich leider umdrehen, da wir am Abend die Fähre um 6 Uhr kriegen wollten. Wir verabschiedeten uns von Erwin, der den kompletten W-Trek laufen wollte und deswegen mehr Zeit hatte um bis hoch zu laufen, und kletterten wieder runter zum Campo Italiano und liefen zurück zur Paine Grande Lodge, wo auch der Fähranleger ist. Wir hatten dann doch noch eine Stunde Luft und konnten uns noch noch Chips und ein Bier genehmigen, bevor die Fähre fuhr. Das Aufstehen aus dem gemütlichen Sofa der Bar war echt hart – knapp 60km in 2 ½ Tagen, soviel wie die letzten Tage bin ich glaub noch nie gelaufen…

Um 10 Uhr abends waren wir dann endlich wieder in Puerto Natales, liefen vom Busbahnhof bis Zentrum, holten unser Gepäck bei Werner ab, zogen um ins Dos Lagunas und konnten etwas essen gehen. Uff.

 

Für den Freitag (Nikolaus ;-) ) hatten wir ja noch die Tagestour in den Nationalpark gebucht, also mussten wir schon wieder früh raus. Nach dem Frühstück wurden wir um 8 abgeholt. Zuerst gab es einen Stopp bei einer Höhle (Myldon Cave), in der Reste eines ausgestorbenen Riesenfaultiers gefunden wurden; dort steht nun eine 4 m hohe Plastikskulptur. Da das Ganze nochmal extra Eintritt kosten sollte und wir nur eine halbe Stunde Zeit hatten, gingen Domi und ich gar nicht erst rein. Danach fuhren wir in den Nationalpark und machten einige Fotostopps unterwegs z.B. um Guanacos zu sehen, wilde Verwandte des Lamas, ähnlich wie die Vicuñas in Bolivien (Guanacos sind aber um einiges grösser und leben im Tiefland). Mittags machten wir eine längere Pause am Lago Pehoé. Da es schön warm war, konnten wir unser Lunch auf der Wiese in der Sonne mit Blick auf den See und die Cuernos geniessen. Dann fuhren wir zum unteren Ende des Lago Grey, wo Eisblöcke des Grey-Gletschers, den man am anderen Ende des Sees erkennen konnte, an den Strand gespült werden. Leider hatten wir nicht so viel Zeit und mussten bald zum Bus zurück und nach Puerto Natales zurück fahren. Den Abschied aus Chile feierten wir im El Living an der Plaza mit leckerem vegetaischen Essen und einem Fläschchen Wein.

 

Am Samstag war wieder Reisetag: wir fuhren um 7:30 Uhr mit dem Bus über Punta Arenas nach Punta Delgada, dort ging es mit der Fähre über die Magellan Strasse nach Feuerland. Bei San Sebastián überquerten wir ein letztes Mal die Grenze nach Argentinien, wechselten nochmals den Bus in Rio Grande und kamen um 7 Uhr Abends endlich in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt an…