Im Zentrum Mordors (Taupo, Whakapapa Village, Tongariro NP, Ohakune)

Bei bedecktem Himmel, grau in grau, fuhren wir von Taupo den Highway 1 via Turangi zum Tongariro Nationalpark. Dies ist der älteste Nationalpark Neuseelands und wurde 1887 gegründet und ist seit 1991 Unesco Weltnatur- und Kulturerbe. Bekannter dürfte der Nationalpark als Mordor sein, aus Herr der Ringe, wo Mt. Ngauruhoe als Schicksalsberg oder im eng. Mt. Doom bekannt ist.

Auf dem Highway 47 von Turangi nach Whakapapa Village zeigten sich uns die Vulkane leider noch nicht, zu tief hingen die Wolken über den Bergen, aber man konnte schon an einigen Stellen Rauchfahnen aufsteigen sehen. Kurz vor dem Dorf, das im Übrigen im Winter ein bekannter Skiort ist, machten wir noch einen Abstecher zu einem kleinen Wasserfall, „forbidden pools“, der ebenfalls in Herr der Ringe auftaucht. Hier kam wenigstens ein wenig die Sonne heraus.

Im Ort angekommen, wollten wir auf dem einzigen Campingplatz einchecken, mussten aber feststellen, dass kein Platz mehr frei war. Schon seit Wochen sind die anscheinend dauernd ausgebucht. Es gäbe nur noch eine Cabin, die wir mieten konnten. So fuhren wir hinein und machten eine kleine Inspektion. Die Holzhütte hatte nur Stockbetten, und wir nur eine Decke, außerdem sah ich nicht ein, dass wir dafür 80 NZ $ bezahlen sollten, ohne alles. Ich hatte aber schon eine andere Idee: Beim Reinfahren sah ich auf der linken Seite ein größeres Gebäude, das Chateau Tongariro. Ich nahm mein Smartphone und sah, daß es noch Zimmer gab. Wir also wieder rückwärts aus dem Campingplatz raus und 200 m zurück zum Hotel gefahren. Die hatten gerade Systemausfall, so dass an der Rezeption alles ein wenig chaotischer zuging, passte ja gerade dazu … Aber wir bekamen dann schließlich ein Zimmer und waren erstmal happy. So konnten wir nach dem Abendessen in unserem großen Bett erstmal bis zum frühen Morgen schlafen.

Frühstück war um 6:00 Uhr, da wir um 7:00 Uhr mit dem Shuttle zum Ausgangspunkt unserer Tongariro Crossing Wandertour aufbrachen. Der Wetterbericht sagte für den Morgen tiefe Wolken mit möglichem Nieselregen voraus, aber später sollte es aufklaren. Soweit so gut, es hatte sehr tiefe Wolken und es nieselte auch leicht und man konnte von den Vulkanen nichts erkennen. Aber wir hatten ja den Shuttle bereits gebucht, uns die Nacht im Hotel gegönnt und wollten an diesem Tag die Tour durchziehen. Also gings los, Joana jammerte ein wenig wegen des schlechten Wetters, mit gefühlt 200 anderen Wanderern, die von unterschiedlichen Anbietern alle am gleichen Startort abgeladen wurden. Morgens werden hier Tourengänger abgeladen, die diesen sehr beliebten Track machen. Er ist knappe 20 km lang und man startet auf 1100m. Der höchste Punkt der Tour ist der Red Crater auf knapp 1900 m. Man benötigt zwischen 6-9 Stunden für die Tour, am Ende wird man wieder vom Shuttle zu unterschiedlichen Uhrzeiten abgeholt.
Dier erste Stunde stieg der Track leicht an und es war ein gemütliches Wandern. Man hörte die verschiedensten Sprachen, englisch natürlich, aber auch viel spanisch, deutsch oder französisch. Es dauerte eine Weile bis alle sich mit ihrem unterschiedlichen Wandertempo eingereiht hatten. Nach ca. 5 Kilometer kamen die ersten Toiletten bei den Soda Springs, Dixis im Steinlook, bevor es dann steil hoch ging. Und da zeigten sich schon die ersten blauen Löcher. Wir wanderten an der linken Flanke des Mt. Doom langsam zum South Crater auf 1659m hoch. Oben angekommen hatten sich die Wolken um uns herum schon fast komplett aufgelöst und wir konnten den Vulkan in seiner ganzen Pracht bestaunen. Was hatten wir nicht für ein Glück!!! Von hier wären es nochmals 600 Höhenmeter bis zu seinem Gipfel, aber man sollte die Besteigung wie auch die auf den Tongariro Gipfel aus kulturellen Respekt gegenüber den Maoris unterlassen. So sind auch alle Wegweiser zu den Gipfeln von den Rangern entfernt worden.

Der South Crater ist komplett eben und der Boden aus Lehm. Hier gings es erstmal ein Stück gerade bis zum nächsten Anstieg. Zum Red Crater hinauf waren es dann nochmals 200 m steil nach oben, aber der Anblick entschädigte für alle Mühen. Keine Wolken mehr zu sehen, dafür aber Wanderer ohne Ende, die sich wie Lemminge ununterbrochen die Wege entlangzogen. Nach einer kleinen Rast und Stärkung knipsten wir auch ein paar Fotos und Panoramas. Der Red Crater ist ein roter Vulkankrater, der sich optisch gut mit dem Mt. Doom ergänzt. Vom höchsten Punkt unserer Tour gings es dann sehr steil zu den Emerald Lakes hinunter. Dabei rutschte man auf Vulkangeröll mehr den Hang herunter, als dass man lief. So manch einer hat sich hier auf den Arsch gesetzt. Wir sahen drei Jungs auf der rechten Seite, an einem kleinen Felsvorsprung stehen und von dort aus Fotos machen. Also kletterten wir auch dort hin und was soll man sagen, wir hatten einen gigantischen Blick auf die Seen und in den Red Crater hinein. Hier konnte man auch wie die Tage zuvor schon Schwefel riechen. Neben den Emerald Lakes kamen Rauchfahnen aus dem Boden empor. Noch ein kleines Fotoshooting und dann ging es zu den Seen runter.  Am großen Blue Lake machten wir nochmals halt und aßen unsere Sandwiches, die wir noch am Abend vorher im Camper gemacht hatten. Da war auch schon nach 4,5 Stunden die halbe Tour vorbei. Laut Profil ging es von hier mehr oder weniger nur noch bis zum Bus pick up bergab. Hierfür waren laut Schildern nur noch 2,5 Stunden veranschlagt.

Wir sahen auf dieser Seite dann den Lake Rotaira und den Lake Taupo wieder, die nördlich vor uns lagen. Der Abstieg war nicht weniger anstrengend als der Aufstieg, es war heiss geworden und das dauernde Bergab ging mit der Zeit in die Knie. Der letzte Teil führte uns dann durch Wald, in dem wir endlich Schatten fanden. So waren wir um 15:00 Uhr wieder unten angekommen, wussten aber nicht genau, wann unser nächster Bus fahren würde. Dieser kam dann um 15:30 und fuhr uns um 16:00 Uhr wieder ins Village zurück.

Am Camper angekommen, erst einmal die Schuhe aus und Flip Flops an, zusammen ein Radler getrunken und das Chateau bei Sonnenschein von außen angesehen. Wir entschieden uns von hier noch ein paar Kilometer bis nach Ohakune zu fahren. Es war nicht mehr weit und als Ausgangspunkt für den nächsten Tag gut gelegen. Der Campground war schön angelegt und hatte die besten Sanitäranlagen bisher, mit Handtuchwärmer und Heizlampe in der Dusche, wohl dem Winterskibetrieb geschuldet. An diesem Abend gings früh ins Bett, da wir ziemlich platt waren.

Am nächsten Morgen ließen wir es gemütlich angehen und fuhren so gegen 12:30 Uhr in das Skigebiet am Fuße des Vulkans Mt. Ruapehu – 2797 m hoch. Dies ist Neuseelands größter aktiver Vulkan und ebenfalls ein Skigebiet. An seinen Hängen liegen auch im Sommer noch Gletscher, ansonsten waren alle Berge um uns herum eisfrei. Die Straße hinauf führte zuerst wieder durch alte Wälder, bis sich diese nach oben hin immer mehr lichteten. Oben angekommen standen einige Schneekanonen und Sessellifte, was einen skurrilen Anblick bot. Kurz zuvor noch durch Farnbäume, Palmen und moosbehangene Wälder gefahren und im Winter dann auf dem Vulkan Skifahren.

Unten im Ort noch einen kurzen Abstecher in die I-Site gemacht, um nachzufragen, ob man noch einen kleinen Rundflug über den Tongariro NP machen könnte. Leider waren an diesem Tag alle Slots vergeben und erst am nächsten Tag wäre um 13.00 Uhr Platz für uns. Wir wollten aber weiter auf den „Forgotten World Highway“ Richtung Taranaki, da die Wettervorhersage ab Freitag schlechtes Wetter gemeldet hat. Anscheinend kommt ein Zyklon auf Neuseeland zu, der viel Regen und am Sonntag sogar Schnee in den Bergen bringen soll. Ab Montag soll es dann wieder besser werden. Somit haben sich unsere Pläne mit einem Abstecher zum Abel Tasman Nationalpark auf die Südinsel nun auch aufgelöst, da im Süden das Wetter noch schlechter sein soll. Die Neuseeländer freuen sich über den Regen, da es hier schon länger nicht mehr geregnet hat und sehr trocken ist, wir dagegen hätten ihn lieber noch ne Woche später bekommen, wenn wir weiterziehen…

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