Zwischen den Anden und den Yungas (La Paz – Tiwanaku – Deathroad – La Senda Verde – Coroico – La Paz)

Am Sonntag Nachmittag kamen wir in „Nüstra Señora de La Paz“ an, der zweitgrössten Stadt Boliviens (zwischen 3600 und 4000 m). Mit dem Bus vom Titicacasee kommend fuhren wir durch das chaotische und verstopfte El Alto hinunter nach La Paz, beide Städte zusammen haben über 2 Mio Einwohner. Wir suchten unser Hostel Arthy’s Guesthouse, das im historischen Zentrum nahe der Plaza San Francisco liegt. Abends gingen wir in einem ganz witzigen Restaurant essen: Angelo Colonial, dort kam man sich eher wie in einem Antiqiutätengeschäft als in einem Restaurant vor.

Der nächste Tag bestand vor allem aus Rumrennerei und Organisieren von Flugtickets nach Santiago de Chile, US-$, und Touren für die nächsten Tage. Vor allem die Flugtickets (in einer Agentur hier bekamen wir einen wesentlich günstigeren als im Internet) und die Dollar gestalteten sich etwas komplizierter… Bekamen wir noch in anderen bolivianischen Städten und in Peru fast an jedem Automaten die Wahl geboten zwischen Bolivianos und US-$, brauchten wir hier den ganzen Tag um endlich noch ein paar $ aufzutreiben. Da wir von allen hören, dass man in Argentinien einen wesentlichen besseren Wechselkurs auf der Strasse für $ erhält, wollten wir schon einen kleinen Vorrat anlegen. Zwischen der Renneirei waren wir noch kurz beim Frisör und gegenüber super lecker Sushi essen (Tipp vom Frisör). Zwischendrin machten wir einen Abstecher in die Hexen- oder Zaubergasse (Calle Lineares), dort werden zwischen den vielen Souvenirgeschäften in kleinen Lädchen alle erdenklichen Pülverchen, Amulette, Opfertische und die obligatorischen Lamaembryos verkauft.

An Dienstag wollten wir mal wieder ein paar Steine anschauen: zwischen La Paz und dem Titicacasee liegen die Ruinen von Tiwanaku, einer der wichtigsten Hochkulturen Südamerikas. Die Gegend war wohl schon vor 17000 Jahren bewohnt, die Hochzeit der Tiwanakus war zwischen 400 und 1000 n.Chr, als auch die Tempel und die Stadt gebaut wurde. Zwischenzeitlich sollen über 1 Mio Menschen hier gelebt haben. Vermutlich wurde die Stadt aufgegeben als eine 90 Jahre lange Trockenzeit herrschte und die Menschen nicht mehr genug anbauen konnten. Heute ist von den Ruinen leider nur noch wenig zu sehen, sie wurden jahrhundertelang als Steinbruch missbraucht und erst 1973 unter Schutz gestellt. Als die Spanier z.B. den pyramidenförmigen Tempelbau fanden, nahmen sie ihn komplett auseinander, da sie dachten es handelt sich um Grabstätten. Alle Gold-, Silber-, und fast alle Keramikarbeiten sind verschwunden oder in Museen über die Welt verteilt. Nur einige grosse Monolithen und das berühmte Sonnentor, welches aus einem einzigen Seinblock gefertigt ist und 10 Tonnen wiegt, waren wohl zu schwer zum Abtransportieren und sie stehen noch heute. An diesen kann man die Steinmetzkunst der Tiwanakus bewundern: feinste geometrische Formen und Figuren, wie sie das genau hingekriegt haben ohne Eisen, weiss man bis heute nicht genau.Von ihnen übernahmen die Inkas die Bauweise von Maürn (passgenaü Steine ohne Mörtel ineindergesetzt).

Leider war das Wetter mittelmässig, zwischendrin gewitterte und regnete es. Nach dem Lunch fuhren wir die 70 km wieder zurück nach La Paz, von den vielen hohen Bergen rundrum sah man leider nicht so viel, aber auf der Fahrt nach La Paz rein hatten wir eine schöne Sicht über die Stadt im Talkessel.

Die gefährlichste Strasse der Welt (Worlds most dangerous road oder Deathroad) wartete auf uns am nächsten Morgen. Sie führt vom Pass La Cumbre etwas nördlich von La Paz über 60 km runter nach Coroico in die Yungas (von 4700m Höhe runter auf 1200m), ein dichter fast schon dschungelmässiger Wald, von hier ist es dann nicht mehr weit ins Amazonasgebiet. Fast jeder Touri in La Paz macht so eine Tour mit dem Mountanbike, es gibt hunderte Anbieter in La Paz. Wir hatten uns einen der besten und auch teuersten (Gravity) rausgesucht, dafür hatten sie gute Bikes und legten viel Wert auf die Sicherheit. Um 7 trafen wir uns in einem Cafe zum Frühstücken, dann ging es los mit 14 Leuten und 2 Guides. Oben auf dem Pass bekamen wir die Ausrüstung: Helm, Handschuhe, Jacke, Hose, vollgefedertes Kona-Mountainbike und ein paar Tipps und Anweisungen wie wir fahren sollten und schon gings los. Die ersten 22 km waren noch geteert zum Einfahren. Die Landschaft war genial, hohe Berge mit Schneeresten, 1000 Wasserfälle und steile Abhänge, um so weiter runter wir kamen, desto grüner und wärmer wurde es. Mit dem Wetter hatten wir mal wieder sensationelles Glück, die letzten Tage hatte es wohl immer geschüttet, bei uns war es strahlend blau.

Nach einem Drug-Checkpoint – immerhin waren wir unterwegs in Südamerikas zweitgrösstes Coca-Anbaugebiet, da mussten die Amis natürlich eine Kontrollstelle einrichten – ging es auf die Schotterpiste. Die Kreuze und Blumen am Wegrand nahmen zu…

Die Strasse an sich ist für Fahrradfahrer nicht wirklich gefährlich und auch nicht wirklich anspruchsvoll, da sie für einen Fahrradweg sehr breit ist. Sie ist auch nicht besonders steil; an vielen Stellen mussten wir ganz schön strampeln. Was sie gefährlich macht, ist der Abgrund, der links von einem oft hunderte Meter ins Tal abfällt – und andere Verkehrsteilnehmer! Früher ereigneten sich hier viele tödliche Unfälle, es gab 200 bis 300 Tote im Jahr.

Seit 2006 gibt es eine neue Strasse, grossteils geteert, auf der 90% des Verkehrs fährt. Nur wenn diese mal wieder wegen einem der häufigen Erdrutsche gesperrt ist (vor allem während der Regenzeit) dann wird aller Verkehr wieder über die alte Strasse geleitet.

Zwischendrin gab es eine Sandwichpause. Wegen der zunehmenden Schwüle waren wir inzwischen schon um etliche Lagen entkleidet, ein Glück fuhr ein Bus mit, wo wir alles deponieren konnten. Etwas Abkühlung verschafften ein paar Flüsse und Waserfälle durch die wir durch mussten. Ziemlich am Schluss bekam ich noch einen ordentlichen Schwall Wasser in die Schuhe, da ich etwas zu langsam durch einen Fluss fuhr…

Gegen 3 kamen wir unten an, ziemlich verschwitzt, die Hände taten mir weh vom vielen Bremsen, aber das kalte Bier war lecker. Ein paar Jungs hatten noch nicht genug und wollten noch zur Zipline – Domi natürlich auch. Während der Rest schon zum La Senda Verde vorfuhr, sausten sie noch an Stahlseilen durch die Baumwipfel.

Im Animal Refuge La Senda Verde angekommen gab es erst mal ein leckeres Pastabüffet. Der Rest der Gruppe machte eine kleine Tour über das Gelände und fuhr dann zurück nach La Paz. Domi und ich hatten uns entschieden eine Nacht hier zu bleiben und liessen und unser Zimmer zeigen: ein Baumhaus! Voll cool: über eine Hängebrücke kam man zu unserem kleinen Reich, wo uns die Papageien und Affen besuchten. Erstmal mussten wir uns aber von oben bis unten einsprühen – hier gab es Moskitos und Sandflies ohne Ende, einige Stiche hatten wir schon abbekommen! Dann gingen wir auf Erkundungstour und machten mal wieder hunderte Fotos von den hübschen Papageien und Affen (Spider und Brüllaffen).

über 400 Tiere leben hier, vor allem Vögel, Affen und Schildkröten aber auch 2 Andenbären und ein Coati (Nasenbär). Die Bärendame konnten wir am Abend sehen, als einer der 12 Frweiwilligen, die hier die meiste Arbeit machen, sie mit Bromelien, Obst und Porridge fütterte.

Nachts schliefen wir gut mit dem Gezirpe und den Geräuschen aus dem Wald, wurden aber schon vor 6 von den Vögeln geweckt. Nach dem Frühstück bekamen wir auch noch eine kleine Führung über das Gelände zusammen mit einem Pärchen aus Neuseelnd, den einzigen anderen Gästen ausser uns.

Gegen Mittag fuhren wir ins kleine Städtchen Coroico, das wunderschön mitten am Hang hoch über dem Fluss lag, wo wir auch noch 2 Nächte bleiben wollten. Unter der Woche war es hier auch schön ruhig, aber am Wochenende ist hier der Bär los, viele Besucher aus La Paz kommen in die Wärme runter. Wir liefen von der Plaza 600m etwas den Berg runter bis zur Villa Bonita, wo wir bei einem Schweizer eine nette Cabaña in einem tollen Garten fanden, den Tipp hatten wir im Senda Verde bekommen. Ausserdem gab es ein hervorragendes Restaurant, wo wir gleich speisten: Domi ass Rösti und ich Falafel, dazu gab es leckere Zitronenlimonade. Den Rest des Tages verbrachten wir in der Hängematte mit schönem Blick ins Tal.

Eigentlich wollten wir nur relaxen, aber irgendwie liessen wir uns doch wieder zu einer Wanderung am Freitag hinreissen. Nach einem Superfrühstück mit selbstgebackenem Brot und Marmelade und Rührei fuhren wir um 9 mit einem Guide und einem anderen Deutschen, den wir am Abend vorher in der Touristinfo kennengelernt hatten, runter ins Tal um von dort auf der anderen Seite 1,5 Stunden den Berg wieder hochzustiefeln ins Dorf Tocaña. Schöner Fluss, schöne Aussicht, aber anstrengend und sauheiss unter der strahlender Sonne! Das Dorf hatten wir uns ganz interessant vorgestellt, hier leben lauter Schwarze, Nachkommen von Sklaven, die ursprünglich in den Minen arbeiten sollten, dafür aber nicht geeignet waren und dann auf den Feldern eingesetzt wurden. Leider war das ganze Dorf ausgestorben und wir sahen nichts und niemanden… sah aus wie ein ganz normales Dorf. Unser Guide meinte alle wären auf den Feldern am Arbeiten. Weiter gings mehr oder weniger eben zum nächsten Dorf und von dort durch Coca-Felder wieder runter zum Fluss, der leider einfach zu kalt zum Baden war, aber immerhin Füsse erfrischen… In der Nähe an der Strasse nahmen wir ein Taxi wieder hoch nach Coroico. Anschliessend wieder bei uns Essen und abhängen. Am Abend gingen wir nochmal ins Städtchen, versuchten etwas Geld zu bekommen (ein Glück wollen alle hier US$ und wir hatten inzwischen ein paar), assen ganz gut in der Backstube und tranken noch was in Carlas Garden Pub, wo es sogar Wlan gab.

Mittags am Samstag machten wir uns dann wieder auf den Weg nach La Paz. Der Minivan brauchte auf der neuen Strasse, auf der es einen trotzdem kräftig durchschüttelt, ca 2,5 Stunden. Nach etwas suchen fand der Taxifahrer dann auch das Hotel, in das wir wollten. Es ist etwas versteckt im moderneren Viertel Sopocachi gelegen und wirklich nett, mit sehr gutem Restaurant untendrin, das wir auch an dem Abend testeten. Vorher marschierten wir aber noch auf einen Aussichtspunkt, von dem man fast die ganze Stadt sehen kann, einschliesslich dem 6500m hohen Hausberg Illimani. Und gönnten uns ein leckeres Stück Kuchen in der Kuchenstube.

An unserem letzten Tag in La Paz (Sonntag), wollten wir eigentlich noch das ethnologische Museum anschauen, eine schöne Koloniale Gasse und den Markt besuchen (ich hab immer noch keinen Alpakapulli!), aber irgendwie waren wir zu faul… So blieben wir bis auf deinen kurzen Ausflug in ein Cafe um die Ecke in unserem netten Zimmer und relaxten bzw. ich hatte ja einiges zu tun mit diesem Monster-Artikel :-).

Aber so sind wir endlich mal wieder up to date mit unseren Berichten und können dann in Santiago de Chile neu starten, dort fliegen wir nämlich morgen hin…